Weltraumbahnhof in Kourou

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Kourou und der französische Weltraumbahnhof

Die Neugier auf den Weltraumbahnhof und der zeitweise sehr rollige Ankerplatz locken uns in den Fluss vor Kourou! Der Ankerplatz ist ganz gut, und wieder mal in einen Ort zu laufen ist auch eine willkommene Abwechslung,  Internetkarte kaufen,  frische Lebensmittel ( zu Preisen wie bei Meinl am Graben, aber wenigstens die Qualität ist wirklich sehr gut , wär ja noch schöner, wenn die Tomaten um € 6.- / kg auch nicht schmecken ), der „Chateau de Karton“ hingegen ist günstig und sehr süffig. Und sonst noch alles abchecken: wie,  wo, wann,  was.  Beim Chinaladen sehen wir auf einer Schwimmnudel eine Zahl,  nämlich 6,50.-!!  Zuerst hoffen wir noch auf eine eigene Dschungel-Währung,  es  sind aber wirklich Euronen, bleibt nur frei nach unserem Freund Olaf: „Die haben ja was am Helm“.

Ziemlich anstrengend bei den Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit  alles im Rucksack am Buckel zu schleppen. (ja selbst unser süßes Leben bringt Anstrengungen mit sich )  ,dafür gibt’s auf Tweeny dann ein Belohnungsbier ( der erste Schluck gehört natürlich hier dem Flussgeist ), und super funktionierendes Internet , gut für unsere weiteren Planungen . Auch einen wirklich guten Radiosender finden wir. „Nostalgi“ heißt er und passt zu uns, wahrscheinlich eine Alterserscheinung...

Wir haben zum ersten Mal seit Beginn unserer Reise Stromprobleme, da es seit 3 Tagen immer wieder  regnet und der Himmel  naturgemäß bedeckt ist. Auch Wind haben wir hier am Ankerplatz nicht sehr viel gehabt, so höre ich eines Morgens den Kompressor vom Kühlschrank nicht laufen und weiß gleich was los ist, Batterie 10,5 Volt. Ein leichter Windhauch erhöht den Zeiger auf 11,3 Volt und das reicht unseren treuen Diesel zum Starten!

Unser Nachbarlieger fragt selbst nach Internetstudium, welche Fahne denn bei uns am Heck weht, die hat er noch nie gesehen!!??? Da uns das nicht zum ersten Mal passiert  (ebenfalls mit europäischen Seglern aus dem Machtzentrum der OIJ ( EU ), versuchen wir es ganz gelassen mit Vienna,  Arnold Schwarzenegger!  Hilft nichts,  Mozart trauen wir Ihm schon gar nicht zu.  Auch der Versuch, ihm zu erklären, dass unsere Heimat auf der Landkarte ein bisserl wie ein „Kotelett“ aussieht, fruchtet nicht! So erklären wir ihm mit der uns gegebenen Höflichkeit, dass er eigentlich ein „Vollpfosten“ ist ( versteht uns eh nicht )  er lächelt dazu,  und auch wir setzen unser bestes Grinsen auf !

Das gut funktionierende 4G+ Netz beschert uns mehrmals einen ausgedehnten Fußmarsch zum Nachladen im Orange-Shop , so können wir auch gleich unseren ersten Besuch beim „Centre Spatial Guyanais“ organisieren und besichtigen das Raumfahrtsmuseum, während unsere Freunde die „Orth’s“ ( Herr und Frau Professor (im Ruhestand), von dem, was wir nix viel verstehen – Mathe und so ) die mehrstündige, geführte Tour am Gelände machen ! Anschließend gibts wieder anständig Input von den beiden - im Rahmen unserer gemeinsamen „Bildungsreise“ (dass uns die Birne raucht), sodass wir uns bei unserer Tour später leichter tun, weil nämlich nur französisch gesprochen wird und gelegentlich auf Englisch übersetzt wird! 

Die Tour ist gratis (!!!) und hochinteressant, wir besichtigen die Startrampen der Soyus Rakete ( russisch ) der Vega Rakete ( italienisch ) und natürlich der Ariane 5 Rakete,  auch das Kontrollzentrum dürfen wir besichtigen und ein paar sehr interessante Filme ansehen, mit anschließender Übersetzung.

Hier ein paar Daten für die Technikfreunde unter Euch :

Unter der Startrampe der Ariane 5 ist ein 18m tiefer offener Bunker wo 30 Sek. vor dem Start tonnenweise Wasser hinein gesprüht und gepumpt wird, um einerseits die Erschütterungen zu dämpfen und somit Beschädigungen der Satelliten zu verhindernund andererseits die beim Start ausgestoßenen Aluminium Partikel zu binden. Um die Rampe rundherum ist ein Faraday'scher Käfig gespannt, um die Rakete vor Blitzschlag zu schützen.  Die Rakete  hat ein Gesamtgewicht von ca. 700 Tonnen, wovon die beiden Satelliten ca. 10 Tonnen wiegen,  und ist ca. 54 m hoch. Als Treibstoff wird eine Mischung aus flüssigem Wasserstoff und Sauerstoff verwendet und zwar 480 Tonnen für die Trägerraketen und ca. 150 Tonnen für den Hauptantrieb.  Die Rakete hat  beim Start eine Kraft von ca.  13000 KN und beschleunigt mit den beiden Trägerraketen etwa 2min 20 Sek. lang,  auf 7Km/Sek. bis 70 Km Höhe,  dann sind einmal 480 Tonnen Sprit weg - nicht sehr sparsam und auch nicht serienreif für die Straße  !  Dann werden die leeren Tanks abgeworfen und die Hauptrakete beschleunigt 6 Min. lang auf ca. 9km/Sek. (= ca. 32400 km/h,  Radarpistole wird da nicht mehr funktionieren) und verbraucht dabei 150 Tonnen Sprudel. Der Hauptantrieb wird in ca. 200km Höhe dann gelöst und die Satelliten in eine der drei definierten  Erdumlaufbahnen  gesteuert!

Hört sich ja ganz einfach an, allerdings steckt hinter all dem so viel Technologie, Wissen, Forschung und Knowhow,  dass es sehr schwer für einen Nicht Fachmann ist, hier auch nur einen Hauch von all dem zu verstehen.  Man kann nur die Fakten und Daten mit offenem Mund wahrnehmen und staunen.  Vor dem Modell eines Satelliten stehen wir wie vor einer russischen Zeitung und können nur die Solarpaneele identifizieren, sonst nichts außer Silber und goldfarbener Folie und irgendwelchen  elektronischen Bauteilen, ein echtes Wunderwerk der Technik!!  Alles in allem eine tolle Sache, aber das Beste kommt noch! Wir haben eine Reservierung für  Besucherplätze  des nächsten Ariane Starts (wieder kostenfrei, sogar mit gratis Shuttle Dienst).  Das heißt: live dabei sein, wenn eine Rakete startet,  das wird ein Highlight unserer Reise!!  Am Heimweg schnappt uns ein netter dunkelhäutiger Pickup Fahrer auf und bringt uns zurück nach Kourou.

Zuerst 20000m tiefes Wasser dann 200000m rauf ins Weltall dagegen wirken unsere 1750 Seemeilen über den Atlantik nicht sehr beeindruckend, wo man wieder gut sieht wer auf unserem Planeten den Ton angibt!

Einige Tage später verlassen wir Kourou in Richtung Maroni River , bei der betonnten Ausfahrt haben wir zeitweise nur 30cm Wasser unterm Kiel und fahren bei Strömung gegen Wind und Welle , was uns gar nicht gefällt , aber nach 2 Stunden Achterbahn fahren gegen 2m Wellen kommen wir in tieferes Wasser nahe der 30m Tiefenlinie und können unseren Kurs ändern und dann schiebt auch schon die Strömung kräftig mit an und wir segeln nur mit Genua 8-9 Knoten. Da wir sehr starke Strömung von hinten haben verhalten sich die Angeln etwas eigenartig und zupfen immer wieder aber nicht so richtig , bis wir nach 1 Stunde uns mal die Köder ansehen wollen und dazu einholen müssen, wo wir bemerken , da hängt ja was dran , ein ca. 3kg. Barrakuda zeigt uns sein weit aufgerissenes Maul von weitem. Trotzdem keine Chance, an Deck gezogen kriegt unser bedrohlicher Freund von Karin eine Überdosis albanischen Raki hinter die Kiemen, die selbst mich nach Valhalla befördern und die Sicherung durchhauen würde, bleibt nur zu hoffen, dass die Betäubung unseres  Leckerbissen keine Schwindelgefühle beim späteren Verspeisen hervorruft !

 

 

Um 2:00 früh sehen wir die erste Einfahrtstonne des Maroni River, eigentlich perfektes Timing was die Tide anbelangt, allerdings ist es mitten in der Nacht.  Wir haben jedoch Vollmond und sternenklaren Himmel, was uns überhaupt erst veranlasst hat um diese Uhrzeit hier anzukommen. Wir wagen die Einfahrt und runden Tonne um Tonne und unsere elektronische Seekarte stimmt 100% , natürlich sieht in der Nacht Alles ein wenig anders aus und dann leuchtet da und dort auch noch ein Licht dass nicht auf der Karte eingezeichnet ist, aber mit Hilfe unseres Revierführers können wir  jede Tonnen Position überprüfen und so ankern wir bald  im breiten geschützten Flussdelta auf 4m Wassertiefe und lassen  50m Kette runter rasseln ( ist ja genug Platz ).  Jetzt meldet sich auch unser Appetit wieder und …..kein Bier vor vier, glücklicherweise ist es schon fünf Uhr, also gibt’s noch ein Betthupfer‘l bevor wir zufrieden in die Koje kriechen und uns schon auf’s Aufwachen  freuen !!

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Kommentar von eler |

Hallo ihr Beiden !
So werden also aus Seglern Raumfahrer.
Dieser Weltraumbahnhof muss ja Gigantisch sein toll soetwas live zu sehen
war dann auch noch der Start ?
liegrü eler

Kommentar von gaby und gerhard |

lasst euch auf nix ein, sonst müssen wir euch aus dem weltall
zurückholen. ist wieder toll kommentiert und wunderschöne
bilder. ich beneide euch!!!!!
liebe grüße gaby

Kommentar von Reinhard Felix Paulesich |

ja das ist spannend diese raumfahrt. aber was ist eine schwimmnudel? ist das was zum essen oder ist das der schwimmschlauch für kinder? habt ihr gefragt warum die lebensmittel so teuer sind? ich wünsch euch noch alles liebe und gute reinhard