Überfahrt vom Pelopones nach Malta

(Kommentare: 2)

Jetzt ist es endlich soweit , wir legen ab und unser neuer Kurs ist jetzt Richtung West ! Bei strahlendem Sonnenschein verlassen wir unser Winterlager Kalamata ( das wir sehr genoßen haben ) und sind das erste mal seit 4 Monaten auf See . Und es kommt wie es immer kommt , wir fahren direkt in ein Gewitter mit Hagel , ist aber nicht  weiter schlimm . Um den südwestlichen Finger vom Pelopones herum und die Sonne lacht uns schon wieder an , der hohe Wellengang von den letzten Tagen ( starker Südwestwind ) veranlaßt uns den Kurs nach Pilos zu verlegen , wo wir noch einen befreundeten Skipper ( Toni ) treffen und einen netten Abend verbringen .

Der 1. Tag

Dann geht’s aber endlich los , unsere erste lange Überfahrt beginnt mit Sonnenschein und leichten Südwind , schön zum segeln auch noch in die Nacht hinein . Die erste Nachtfahrt und Nachtwache gestaltet sich zwar ungewohnt aber recht gut .Am nächsten Morgen um 5 Uhr fängt schon ein stärkerer Südostwind an und wir segeln mit guten 5 Knoten dahin , leider nimmt der Wind noch zu und mit ihm natürlich auch die Welle , und ab mittags sind wir schon mitten drin im Karussell . Die Wellen sind jetzt ca. 4 -5m hoch und werfen Tweeny ( weil sie von schräg hinten anrollen ) immer wieder aus dem Kurs , unser Autopilot gibt sein bestes und verrichtet für uns Schwerarbeit , bis der Wind und die Wellen dann zu stark und zu hoch sind und er es nicht mehr packt , jetzt müßen wir von Hand steuern . Es kracht und grammelt auf Tweeny und immer wieder schlagen die Wellen unter unser Brückendeck , was uns auch schmerzt . Jede Bewegung am Schiff ist jetzt extrem mühsam , inklusive Lulu-gaxi gehen , es ist wie eine Freifahrt im TAGADA und du hast noch eine Menge Freichips im Hosensack . Essen beschränkt sich auf ein Minimum und wir beschließen den Kurs zu ändern um wieder den Autopiloten nützen zu können und halten jetzt nicht mehr Richtung Siracusa ( Sizilien ) sondern direkt nach Malta , denn es wird schon bald dunkel und wir sind auch schon ein bischen grün im Gesicht . Die Schiffsbewegungen sind jetzt ein bischen erträglicher und wir nehmen einen Schluck vom Havanna Club Rum ( einem unserer Abschiedsgeschenke ) und hoffen das dieses alte Seemannsrezept hilft !! An einen Schluck Bier oder so keimt kein Gedanke auf .

Der 2. Tag

Es ist saukalt !! Wir haben 2 paar Socken , Jogginghose , 2 Westen und drüber unsere „Segel Burka“ ( Ölzeug mit Sehschlitz ) an und frieren trotzdem . Das einzig positive ist , daß wir ein paar Stunden schlafen können ( abwechselnd ) weil wir uns schon an die Schiffsbewegungen gewöhnt haben und sowieso übermüdet sind . Immer wieder kommen kleine Schwalben auf Tweeny um die Nacht hier zu verbringen , da sie schon sehr erschöpft sind , laßen Sie sich einfach anfassen und auf einen von uns gewählten Platz versetzen , da sie sonst überall hin kacken , einer wählt mein Haupt als perfektes Nest für die Nacht aus ( manches Crewmitglied findet das sehr amüsant  ) und will anschließend unter meine Segeljacke kriechen , leider überleben nicht alle und so müßen wir einen Piepmatz ein Semmannsbegräbnis gewähren , was uns traurig macht . Da wir auf hoher See sind ( ca. 150 Seemeilen von Land entfernt ) ist hier fast kein Schiffsverkehr und so verhilft unsere moderne Technik ( Radar und AIS ) der Nachtwache zu 15 minütigem ausrasten mit der Eieruhr in der Hand . Immer wenn ein Schiff näher als 2 Seemeilen sich nähert geht der Alarm los und der von der Elektronik überwachte Seeraum umfasst 6 Seemeilen , was uns aber trotzdem regelmäßig zu einem Rundumblick veranlasst ob man was sieht ? Die Wellenhöhe nimmt jetzt langsam ein bischen ab und wir können uns zum Frühstück eine warme Suppe kochen , das tut gut !

Der 3. Tag

Der Wind kommt jetzt genau von hinten und da die Schiffsbewegungen jetzt einigermaßen erträglich sind beschließen wir unseren „Winnie“ ( Parsailor ) zu setzen , und so gleiten wir bei Sonnenschein mit 5 Knoten in die 3. Nacht auf See , diesmal mit klarem Sternenhimmel , aber immer noch saukalt ! Am Abend mühe ich mich dann doch unsere Angeln rauszulassen und siehe da ein ( mittlerweile ) bekanntes Geräusch : Surrrrrrrrrr , einmal anschlagen mit der Angel (wie gelernt beim Fischerpapst Franzi ) und dann langsam die Bremse zumachen , wieder aufmachen , pumpen , auslassen , einfach müde machen , Karin fragt während dem sie alles herrichtet zum Fisch Anlanden , ist das jetzt eh nicht so ein „Riesen Trum“ , nein nein ein bischen größer als die anderen bis jetzt , was sie mir nicht mehr glaubt als sich unser neuer Kescher zu verbiegen beginnt und wir unseren ersten 8 Kilo Thunfisch an Bord ziehen !!  Vorne am Trampolinnetz bekommt unser Freund eine kurze Betäubung aus der Sprühflasche mit albanischem Raki , ein beherzter Schlag am Kopf , dann hat er‘s schon geschafft ( wir lassen keinen Fisch leiden und passen uns so gut es geht an die Natur an  ) . Karin nimmt den Fisch gleich aus und ab in die Kühltruhe , wir sind happy !!  Wir sind jetzt noch ca. 70 Seemeilen von Malta entfernt und auf unserem Navigationsbildschirm glauben wir einen Parkplatz von einem Einkaufszentrum vor Malta gefunden zu haben , da wir ca. 100 AIS Schiffs Signale auf unserem Bildschirm sehen können , und ein reges Kommen und Gehen herrscht dort auch , so muß die heutige Nacht wachsamer angegangen werden als die Letzte . Der Alarm piepst zwar heute öfters aber wir brauchen nicht einmal Kurs ändern , sichten nur die großen Tanker und Containerschiffe näher als die letzten Tage und Nächte . Am Morgen bei Sonnenaufgang herrscht schon gute Stimmung , es ist zwar bewölkt und trüb aber wir wissen es sind nur noch ein paar Seemeilen bis zu unserem Ziel . Ich möchte daß  meine Co Skipperin in den Ausguck klettert , was Sie aber verweigert , trotzdem kommt dann endlich „Land in Sicht“ und wir laufen nach 3 Tagen und 3 Nächten unsere erste Hochseeinsel an , ein tolles Gefühl !!  Geschafft  !!!!!!!!

 

Die Bilanz unserer Überfahrt :

.) 389 Seeemeilen am offenen Meer ohne Land in Sicht

.) Ca. je ein Drittel der Strecke : Gesgelt , Motorgesegelt , Motort ( ca. 80 Liter Diesel verbraucht )

.) Mindestens 3 Kilo abgenommen , schadet eh nicht

 

Bis bald !

 

 

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Kommentar von Ingrid Gotzmann |

Hallo Ihr Seebären, damit Euch nicht mehr so langweilig ist, haben wir den Rottmüllers die Erlaubnis erteilt, Euch zu besuchen und nach dem Rechten zu sehen....
Wir wünschen Euch 4..ähm 5 (! Bixi fast vergessen...sorry) eine schöne Zeit; laßts Euch gut gehen... und wir sind voll neidisch ..

gaaaanz lieben Gruß und weiterhin guten Wind, viel Sonne und noch mehr Abenteuer

Ingrid & Herbert

Kommentar von Aigner Trude (Oma) |

Hallo ihr lieben und mutigen Seefahrer !
Ich verfolge eure wunderbares Abenteuer mit Hochachtung und für mich ein todesurteil was ihr schon erlebt habt? Wenn ich mir die Schilderung mit den 5 m Wellen wir mir übel , wie ihr vielleicht mitbekommen habt , hätte ich immer Angst mit unserem kleinen Boot bei leichten Wellen.