Peru Cusco

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CUSCO

Am selben Abend geht unsere Reise noch weiter nach Cusco, dem Anlaufpunkt für Alle die das Highlight einer Südamerika Reise besichtigen wollen, Machu Picchu.

Am Busbahnhof von Puno ist es saukalt, aber wir sind ja ausgerüstet, mit Karin`s lieb gewonnener „Kuscheldecke“ und warmen Kokatee gibt`s hier auch überall zu kaufen. Eine Gruppe von jungen Mädel`s versuchen verzweifelt einen der begehrten „Restrooms“ ( kleine Räume mit einfachen Betten, direkt im Busbahnhof, die man stundenweise mieten kann ) zu ergattern, was aber zwecklos ist, weil permanent überfüllt und sehr begehrt. Ich sehe eines der langen dürren Mädel`s leiden, sich ständig die Haare raufend und den Kopf massierend hockt sie am Boden, mit kalkfarbigem Gesichtsausdruck ( Bleichgesicht) und ich weiß ganz genau was mit Ihr los ist.

Manche „Alti`s“ sind vitaler als die „Jungi`s“

 

 

Auch der Weg in die „Pensionisten Konditorei“ ( Apotheke ) hilft nichts, das weiß ich aus Erfahrung.

 Ich schütte gleich 2 Becher Koka Tee in mich hinein, um sie 3 Minuten später wieder artgerecht zu entsorgen, Durchlaufposten sozusagen, wie die Mehrwertsteuer!  Frauli hat keine Probleme mit so banalen Dingen und lächelt mich an und erinnert mich an mein Alter, Danke!

Puno liegt auf 3800 Höhenmetern, was nicht sehr einfach zu verdauen ist, aber unser Weg nach Cusco bringt uns 400m tiefer also auf 3400 Höhenmeter, aber das hilft der armen langen Dürren jetzt auch nicht und ich leide mit Ihr mit, fühle mich selbst aber ganz O.K., es ist eher die Kälte, die uns zu schaffen macht, da wir seit über einem Jahr solche Nachttemperaturen nicht mehr hatten. Tagsüber, wenn die Sonne scheint ist es angenehm warm bis 28 Grad, nachts kratzen wir manchmal am Nuller!!

Wir bringen unser Gepäck zum vorgeheizten Luxusliner und suchen unsere Sitzplätze. Zum ersten mal haben wir Plätze im unteren Stockwerk, was mir gleich nicht besonders gefällt, da die Raumhöhe hier unten im Keller gerade für ein aufrechtes Gehen bei mir reicht ( hab ich ja erst gelernt ). Nach kurzem Abchecken der Lage erblicken wir, dass der Bus hier nur Zwischenstation macht und schon recht voll ist, und beim reingehen kommt uns schon ein Düfterl entgegen, und auch die Fensterscheiben sind ein bisserl beschlagen, da die meisten „Insassen“ hier sich ihres Schuhwerks entledigt hat und ihre Schmalzsocken überall im Verlies herumhängen. Die Sache ist aber gleich erledigt und die nette Dame vom Bus Office bucht uns ganz schnell ein Stockwerk höher, da sie an unserer Gestik gleich erkennt was los ist, und wir lassen den Kollegen ihre Waschküche weiterhin alleine benützen.

Am neuen Platzerl nehmen wir Liegeposition vor dem Videobildschirm für die Nachtruhe ein, und dösen bald.

Wieder zur besseren Orientierung die Übersichtskarte unserer bisherigen Reise mit aktuellem Abschnitt und anschließend eine Detailkarte unserer aktuellen Route

Puno bis Cusco

Detailkarte

 

Um 5 Uhr früh kommen wir in Cusco an und müssen noch am Busbahnhof warten, da unser Hostal, das wir über Internet gefunden haben, erst um 9 Uhr zu beziehen ist, so trinken wir Tee und verköstigen uns an den vielen Essbuden, die hier perfekt auf „Laufkundschaft“ eingestellt sind. Es gibt Süßes, Deftiges, alles was dein Herz begehrt. Dann rein ins Taxi ( Taxifahrten sind hier extrem billig) und ab zu unserer neuen Bleibe. Wir nehmen gleich das Frühstück ein, nur als wir im Zimmer keinen Heizkörper finden können ( den wir ausdrücklich angefragt haben ) und uns im Frühstücksraum schon ein Mitbewohner eingehüllt in Decken sitzend erklärt hat dass es in der Nacht hier sehr kalt ist und er und sein Boyfriend immer frieren, obwohl es bei den beiden unter der Decke sicher dampft und brodelt, nehmen wir unser Pinkerl wieder auf und suchen uns was anderes. Nach ein paar Runden durch Cusco haben wir dann was Passendes gefunden, nettes kleines Hostal, zentral gelegen, preislich auch OK.

 

 

Unser Reisemotto ist ja Backpacker aber über 40, somit sind für uns Gemeinschafts Schlafsäle mit außenliegender Toilette und Badezimmer kategorisch ausgeschlossen, „Worest Case Scenario“ mein altersbedingtes Wasserlassen am Morgen „steht an“ und die Türklinke steht auf Rot!!

Das Zauberwort heißt „Matrimonial con Banho privado“ (Zweibettzimmer mit eigenem Bad und Heizung ) und ist fast immer verfügbar, da es ein bisserl teurer ist, aber was hilft`s wenn`s notwendig ist .

Auch beim Einchecken ist es immer dieselbe Prozedur: Name, Paßnummer, Nationalität und dann die Spalte mit den Zahlen, eigentlich ausschließlich zwischen 21 und 28 und ich weigere mich dort 44 reinzuschreiben, ich lasse mich doch nicht mobben von den Küken.

Am Zimmer platzieren wir gleich im Badezimmer die Q10 Creme und die Antifalten Globolis griffbereit.

Überhaupt wittern wir eine Art Geheimsprache unserer Backpacker Artgenossen, wenn sie sich treffen kommunizieren Sie in Geheim Codes, wie z.B.: „Wieviel bist Du“ Antwort : „3“ oder „5“ oder „7“! Ja liebe Freunde das sind nicht die bereisten Länder oder die getrunkenen Bier um die es sich handelt, es ist die Einserzahl ihrer Baumrinden, denn die Zehnerzahl ist eigentlich fast ausschliesslich immer ein Zweier. Auch hier beteiligen wir uns nicht, was sollen wir sagen 2 x 2, aber jeder, nicht gemeinsam??

Wir machen am Nachmittag noch unsere erste Stadtrunde und treffen gleich den ortsansässigen Gasversorgungsanbieter mit dem klingenden Namen „Puma Gas“

 

Alles korrekt und streng nach STVO und ÖNORM transportiert und auch gleich verbrauchsfertig vorgewärmt am Auspuff!!!

 

 

Die nächsten Tage verbringen wir mit kultureller Stadterkundung, wobei uns die schon obligatorische Free Walking Tour sehr hilft, und sicher die beste und informativste Tour ist, die wir jeh mitgemacht haben.

Unser Guide „Richard“ hat einige Jahre auf Kreuzfahrtschiffen für die Costa Line gearbeitet, spricht perfektes akzentfreies Englisch, und ist selbst Inka. Er erzählt so interessant und kurzweilig die Geschichte der Inka und ihrer Stätten, dass es eigentlich keine Fragen gibt, die offen bleiben, er verlangt aber auch Aufmerksamkeit und stellt immer wieder Zwischenfragen, von bereits erzähltem, was ziemlich viel ist und die Namen der verschiedenen Inka Herrscher sind nicht leicht zu merken, bleiben aber dank seiner Prüfungen im Hinterstübchen gespeichert.

Er zeigt uns die vielen verschiedenen Plazas, Wahrzeichen und Kirchen im Anden Baustil, die während der Kolonialzeit der spanischen „Conquestadores“ erstanden sind und verrät uns gleich, dass sie mit den Spaniern nicht mehr böse sind, das ist Geschichte, sagt er.

 

Auch die Geschichte mit den Drachen von Cusco erfahren und sehen wir ( ich )

 

Am großen Markt sehen wir eine bunte Auswahl an Obst und Gemüse, dürfen von unbekannten Früchten Kostproben nehmen und besuchen „Olga“, eine typisch peruanische Papuschka, bei ihrem Teeverkaufsstand. Ob wir bei einer der vielen Garküchen am Markt essen sollten, überlässt er uns selbst, die Lebensmittel sind zwar sicher nicht verdorben oder schlecht aber es gibt hier eben andere Bakterien welche die Peruaner gewohnt sind und unsere Mägen vielleicht nicht, wir lassen es bleiben, keine Selbstversuche, wir probieren lieber auf einem der vielen verschiedenen Grillstände der Stadt einen Lamafleisch Spies und sind uns einig, das man das besser zubereiten muss und vor allem langsamer, sonst schmeckt`s ganz gut.

 

 

 

Hier kann man „Sargnägel“ noch einzeln oder in der Familienpackung kaufen ( wir natürlich nicht) und gute Patrioten wählen aus heimischer Handarbeit.

 Er erzählt über die vielfältige und Variantenreiche  Esstradition, auf die Peru tatsächlich stolz sein kann, und in allen Kategorien angeboten wird. Eine Gruppe hat Richard einmal gefragt warum denn überall in Cusco die „Gay und Lesbian“ Fahne weht, worauf er richtig stellen konnte, dass die Farben der hier wehenden Anden Fahnen nur geringfügig anders sind, aber trotzdem alle Menschen hier willkommen sind, was die Freundlichkeit und Offenheit der Peruaner ganz deutlich wiederspiegelt.

 

Wir erfahren einiges über den beliebten Pisco Schnaps welchen wir gleich probieren, die vielen verschiedenen Pflanzen, die Tiere der Umgebung, die typischen so einzigartig klingenden Musikinstrumente.

 

 

 

Die große Inkatradition mit ihren unvergleichlichen erdbebensicheren Baustil, die immer eine gerade spaltfreie Linie zwischen den übereinandergesetzten Steinquadern aufweist und auf seiner Unetrseite immer eine Ausnehmung hat wo der geschliffene Kegel des aufgestezten Steines genau hinein passt. Eine Presspassung, hergestellt mit einfachsten Werkzeugen und vielen vielen fleißigen Händen, denn die Steine wurden alle von Hand zugeschliffen und passend gemacht, und so versetzt, dass immer eine Art „Wanne“ entsteht um die enorme Festigkeit zu erzielen ( siehe Foto unten ). Die Wände und Türen wurden nicht senkrecht sondern mit leichter Neigung nach innen gebaut um auch besagte Festigkeit zu erzielen. Großartige Architektur und Leistung.

Diese Wände haben viel zu erzählen

Er berichtet von den vielen verschiedenen Inka Königen, ihren Geschichten und Eigenheiten und Ritualen, wie Opfergaben, der Ureinwohner dieses Kontinents, der enormen Größe des alten Inka Reichs,den Kriegen die darum herrschten, dem beliebten „Pisco“ Schnaps, den wir auch kosten dürfen, natürlich der sehr beliebten aber teuren Allpaca Wolle, und von einer guten Bierbrauerei mitten in Cusco.

Zu guter letzt erklärt uns Richard noch die alte Kommunikation mit den Blashörnern,welche wie ein dumpfes Nebelhorn eines Dampfers klingen, die zur Weiterleitung von Nachrichten und Warnungen verwendet wurden, quasi "INKA- Whats app!

Da sind unsere „Tips“ (Trinkgelder), von denen die Touren finanziert werden, bestens aufgehoben.

Nach gut 2,5 Stunden raucht uns die Birne und wir brauchen jetzt eines von den prämierten und wirklich ausgezeichnet schmeckenden „Cuscena“ Bieren, oder zwei und Empanadas dazu ( das sind gefüllte Teigtaschen mit Huhn, Fleisch oder Gemüse, im Fritter gebacken, ein guter Snack für 3 Peruanische Soles = € 1.- )

Dort treffen wir dann auch Adrian und Marina unsere Schweizer Freunde vom Titicacasee wieder und tappen doch prompt in die nächste Mobbing Falle, denn als ein Bettler zu unserem Tisch kommt und die Hand aufhält, meint Adrian, gut dass ihr auch hier seid, so glaubt er ihr seid unsere Eltern und pumpt Euch um Geld an, statt uns und lacht, hahaha…

Am Nachhause Weg werden wir dann noch geschätzte 50 mal von verschiedenen Damen gefragt „ Massage“ , sehen wir wirklich schon so erledigt aus, wenn jetzt noch Eine fragt, frage ich zurück „Abreibung“??

Am Abend ist noch ein großes Konzert am Hauptplatz geplant, mit großem Feuerwerk, wir sind aber schon zu müde und schauen und hören noch ein bisschen von der Dachterrasse unseres Hostals, die alles überblickt, zu, bevor wir uns einmummen zum Schlafen gehen, da die Heizung mal wieder nicht funktioniert!

In den restlichen Tagen hier in Cusco, sehen wir täglich Prozessionen entlang des Plaza San Pedro, wobei die jungen Männer vom Dorf die schweren, mächtigen, feierlich gekleideten Holzfiguren mitsamt Holzpodesten (alles massiv, natürlich ), auf ihren Schultern durch die Straßen von Cusco tragen und dabei noch singen. Mir steigen schon beim Zuschauen die Schweißperlen auf die Stirn ( und nicht nur mir ), wenn man bedenkt, dass wir uns immerhin noch auf 3400 Höhenmetern befinden und die Luft hier oben doch recht dünn ist!

So bleiben wir in den Zuschauerreihen und bewundern die vorbeiziehenden verschiedenen Gruppen die ihre einstudierten Tänze und in mühevoller Handarbeit hergestellten, bunt verzierten  Masken und Kostüme präsentieren, was auch sehr anstrengend aussieht und auch ist, was man an den dringend benötigten Pausen sieht, welche die Akteure immer wieder brauchen.

 Und man merkt der große Tag rückt näher, nämlich der größte Feiertag des Jahres, das „INTI RAYMI“ Fest am 24 Juni.

Eine Bergwanderung führt uns noch zur Christusstatue, die hier wie in Rio über die Einwohner wacht, und einen tollen Blick über ganz Cusco freigibt.

 

 

Unsere Planung richtet sich jetzt auch schon auf das größte Highlight unserer Tour, dem „ Machu Pichu“.

Wir nützen das gute Internet in unserem Hostal zum recherchieren und auch die guten Infos unserer jungen Mitbewohner im Hostal, die schon dort waren. Nach einigen Angeboten finden wir das für uns beste heraus und finden einen günstigen und doch komfortablen, guten Weg, um an unser Ziel zu kommen und so buchen wir es dann auch gleich vor Ort.

Diashow Cusco

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Kommentar von Monika Vock |

Hallo...
Christian, wunderschön geschrieben!
Was soll die ständige Betonung auf das hohe Alter?? 44!!
Wir sind auf dem Zenit unseres Lebens, wir sprühen vor lauter Energie, Apotheke kennen wir nur vom vorbeigehen, wir...

hüstel hüstel, AUA... hat mal jemand meine Medikamentenkiste gesehen? Bitte ruft sofort den Orthopäden an...

Kommentar von gabyseleny |

es klingt schon abgedroschen, aber ich beneide euch wirklich. die
Sehenswürdigkeiten, die märkte, die kleinen gassen, die innenhöfe
und vor allem diese ungeheure Vielfalt an faben - es muß ein ungeheurer
eindruck für euch sein. Gott ei dank dürfen wir durch euren Fleiß daran
teilhaben. ganz liebe grüße aus dem verrgneten sollenau gaby u. gerhard

Kommentar von eler |

Hallo ihr Beiden!
Wieder einmal sehr umfangreich und Authentisch eure Eindrücke und
Erlebnisse beschrieben und so ein dreifacher Christus macht auch was
her. Fein das ihr vor Ort auch noch Zimmerwechsel vornehmen könnt und
euch auch die weiterreise organisiert.
L.g. eler

Kommentar von Kay |

Moin Ihr 2
Wie immer spannend und witzig geschrieben mit der passenden Portion Selbstironie —:) Habt superviel gesehen in der dann doch wieder kurzen Zeit. Möchte ja auch Südamerika erkunden, allerdings mit meinem kleinen Bike was ich an Bord habe ( Ihr erinnert Euch) und hole mir dann zu gegebener Zeit noch ein paar Tipps bzgl Übernachtung wenn ich darf. Dann jetzt fair Winds und immer Handbreit.
Viele Grüße Kay
SY Walker