Paraguay

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Ciudad el Este bis La Paz

Von jetzt an ist unser weiterer Weg ungewiss, das einzige, was wir vorab herausfinden konnten, waren die Bus Abfahrtszeiten von Ciudad del Este ( Paraguay )  Richtung Bolivien und das nur mit großer Hilfe von Julia, denn Ihre Eltern leben in Asuncion, der Hauptstadt von Paraguay und somit der wichtigste Verkehrspunkt im ganzen Land, auch für uns.

Zeitig am Morgen geht`s wieder los mit unseren Rucksäcken zur nahegelegen Bushaltestelle. Der Linienbus kommt pünktlich und bringt uns zum Busbahnhof wo wir schon gestern die Abfahrtszeiten nach Paraguay gecheckt haben. Umsteigen und los geht`s.  Als wir nach etwa 45 Minuten Fahrt bemerken, dass der Bus bereits wieder Richtung Stadt fährt, kommt auch schon der Busbegleiter auf uns zu und fragt uns wo wir denn hin möchten, etwas kleinlaut antworten wir : „Ciudad del Este“ worauf er lacht und uns zu verstehen gibt, dass er uns am Rückweg dort absetzt, was wir dankend annehmen, da jetzt jeder Meter den wir zu Fuß mit Marschgepäck zurücklegen müssen, sehr anstrengend ist. Die Haltestelle liegt noch auf brasilianischer Seite, ist aber nicht weit von der Grenze entfernt, also los. Beim Grenzposten geben wir wieder einmal unsere Pässe schön geordnet ab und bekommen sie schnell wieder zurück mit der Frage woher wir denn kommen, na von Iguassu natürlich. Beim letzten Grenzübertritt von Argentinien nach Brasilien mit unseren deutschen Freunden, haben wir zwar naturgemäß unsere Päße aus dem Auto gereicht, jedoch nicht darauf geachtet auch einen Einreisestempel für Brasilien zu bekommen!

Der Zöllner erklärt uns , dass das aber kein großes Problem ist, wir sollen einfach die 100 Meter auf die andere Seite der Grenzkontrolle gehen und von dort offiziell nach Brasilien einreisen, aber nicht auf den Stempel vergessen mahnt er uns. Gesagt, getan und wir stehen schon wieder bei Ihm, diesmal bekommen wir auch unseren Ausreisestempel  aus Brasilien.

Wir gehen über die lange Brücke welche den Rio Paraguay, Grenz Fluss zwischen Paraguay und Brasilien überspannt, wo ein kalter Wind weht, wir aber trotzdem schwitzen mit unserer Eselsbeladung.

An der Grenzstelle Paraguays klappt Alles gut und schon kommen uns die ersten Händler entgegen und wollen uns alles Mögliche verkaufen.

Ciudad del Este ist eigentlich nichts anderes als eine riesige Shopping City, wo man Elektronik, Kleidung, Turnschuhe zu billigsten Preisen erstehen kann. Wir haben zwar eine Liste, jedoch nicht die Möglichkeit viel mitzunehmen, da wir es sonst den ganzen weiteren Weg mitschleppen müssten und so lassen wir`s gleich bleiben und fahren mit dem nächsten Linienbus ( trotz mehrfacher Versuche der Taxifahrer uns als Kunden zu werben ) zum Busbahnhof.

Dort angekommen merkt man gleich, Paraguay ist das ärmste Land Südamerikas und mit Bolivien die einzigen Länder ohne Meerzugang, den haben Sie in irgendeinen Krieg verloren. Auch offensichtlich ist das das meist frequentierte Fortbewegungsmittel der Autobus ist, damit wird Alles transportiert außer lebenden Tieren, zum Glück für uns. Wir werden gleich von 5 verschiedenen Typen belagert und besudelt „Ticket, Ticket“. Offensichtlich sieht man uns an, dass wir Touristen sind, zwischen den anderen Reisenden!

Als wir uns für einen der Vermittler entschieden haben, geht er mit uns in ein Hinter Kammerl und dort werden dann die Formalitäten erledigt und natürlich auch die Bezahlung, wir sind ein bisschen nervös, ob der ungewohnten Umgebung  und glauben schon bezahlt zu haben, jedoch finde ich die bereits in Brasilien gewechselten Guaranis dann doch in einer unserer hundert Säcke und Fächer im Rucksack, wir entschuldigen uns für die Diskussion und bekommen unsere Tickets.

Wir bezahlen 400.000.- Paraguay Guarani , (etwa € 63.- pro Person) für die ca. 500 Kilometer bis Asuncion und für die weiteren ca. 1600 km nach Santa Cruz de la Sierra ( Bolivien ), das erscheint uns nicht übertrieben, wir sind schon auf den Zustand unseres Fortbewegungsmittels gespannt, Eselkarre, Viehtransporter ??

Wieder zur besseren Orientierung die Übersichtskarte unserer bisherigen Reise mit aktuellem Abschnitt und anschließend eine Detailkarte unserer aktuellen Route

 

 

Ciudad del Este (Paraguay) bis Santa Cruz de la Sierra (Bolivien)

 

Detailkarte

 

 

 Nach kurzer Wartezeit, wir haben auch schon unsere Uhren 1 Stunde zurückgedreht, da wir jetzt in einer anderen Zeitzone reisen, und ein paar undefinierbar und auch unakzeptablen Bustypen rollt unser Luxusliner ein, nein er erscheint zwischen seinen Kollegen wie ein Lichtschein, und er hat noch dazu den perfekten Namen „NASA“ wir lächeln und schweben in unser Domizil. Sitze weich wie Wolken , 180 Grad klappbar, Fußstützen und sehr sauber mit reichlich Beinfreiheit, selbst für mich!

 

Unsere Sitzreihe in der First Class

 

 

Die 500km von Ciudad del Este nach Asuncion vergehen wie im Flug, mit unserer „ Rakete“ war der erste Teil unserer Busfahrt ein Genuss, keine Stopps, gute Straßen, sogar ein Videofilm mit dem Namen „Frozen“ flimmert während der Fahrt, alles super.

In Asuncion müssen wir umsteigen und haben ein paar Stunden Aufenthalt. Wir kaufen euphorisch gleich die Tickets für unseren Anschluss Bus von Santa Cruz de la Sierra nach La Paz.

 Der Busbahnhof  in Asuncion bietet Plastiksitzreihen zum warten und alle um uns herum haben Decken und Polster, auch wir haben schon fast Alles angezogen was wir mithaben, inkl. Haube, aber im Bus wird`s ja dann eh wieder warm, trotzdem gehe ich zu den umliegenden Verkaufsständen ( wir haben ja noch Zeit ) und feilsche um einen guten Preis für eine zwar mit ihrer Farbgebung beige-braun , nicht  sehr modern wirkenden aber sicher wärmende Decke und wenn wir nur drauf sitzen macht sie es schon schön weich. Meine praktischen und monetären Argumente für das frisch erstandene Teil überzeugen Karin nicht so ganz, weil unsere Decke  wirklich „nur praktisch“ aussieht, denn die rosaroten Blümchen vollenden den modischen Totalausfall des ungeliebten Entlein´s. Macht mir aber nichts, war die billigste!

Da kommt dann schon unsere 2. Rak……., na ja so ganz wie die erste Rakete erscheint unser neuer Flitzer nicht gerade und er hat auch nicht mehr den klingenden Namen, er heißt einfach Rio Paraguay Trans und so schaut er auch aus.

 

Der Neue

 

 

 

Da wir ja sowieso keine Wahl haben, suchen wir unsere Sitzplätze und denken einfach, na wir werden eh die meiste Zeit schlafen!

Nach einer Stunde Fahrt glauben wir in einen Linienbus zu sitzen, da dieser bei jeder Haltestelle stehen bleibt, und seine Kumpels in den Bus lässt um alles was man sich vorstellen kann zum Verkauf anzubieten, von Socken, Videofilme, Kartoffeln, Taschentücher, Klopapier über Schaffs Fell bis zu Handtaschen einfach Alles.

Wir kommen endlich aus der Stadt raus, jetzt wird Alles besser, keine Stopps, ein bisschen schlafen,…aber der Wunsch ist mehr der Vater des Gedanken, denn die Straße mutiert jetzt zu einem Agrarweg für Traktoren und landwirtschaftliche Fahrzeuge, vielleicht sitzen wir ja in einem solchen, weil jedes Zusammenschlagen beim Passieren eines Vulkankraters,  die  offensichtlich pensionierten Plattfedern unseres Beförderungsmittels zusammenschlagen lässt und somit bei uns ein leichtes Nicken  bewirken. Die zweite Auswirkung des Passierens eines Schlagloches ist dass sich das Schiebefenster neben Karins Kopf öffnet, und da es offensichtlich in dieser Rakete keine funktionierende Heizung gibt, würden wir gerne auf die kalte Nachtbrise vermischt mit Staub und Diesel Abgasen verzichten. Wir wuzeln uns in Karin`s zuerst ungeliebtes Acessoires ( das jetzt lebensrettenden Charakter bekommt und dementsprechend beliebt ist und daran gezerrt wird ) und wischen uns das Nasentröpferl ab, die Füße halten wir irgendwie verdreht unbequem nach oben weil wir befürchten einerseits mitlaufen zu können wie bei Fred Feuersteins Vehikel und andererseits Angst haben am klatschmohnwiesen artigen Boden anzufrieren und nie wieder weg zu kommen. Ach ja das Fenster hat Karin „fest im Griff“ so hält sich der Luftaustausch in Grenzen.

Wie das WC aussieht beschreibe ich nicht ausführlicher als „Nur nicht berühren“.

Am ca. 40kg schweren Fernsehgerät, das irgendwie verkeilt an der Decke hängt läuft die Kinoversion von „ The fast and the furious“, Kinoversion deshalb weil man gelegentlich einen Kinobesucher am Bildschirm aufstehen sieht, zum Cola holen oder Lulu gehen, einwandfrei im Kino abgefilmt!! 

Uns kommt das Video von unserer ersten Rakete in den Sinn, wo bei „Frozen“ ein Schauspieler am Lift angefroren ist und beten für ein besseres Schicksal.

Das Essen, das wir serviert bekommen ist ein absoluter Lichtblick und wir stärken uns .

Irgendwann schlafen wir übermüdet im Schlaglochtakt ein, bis plötzlich mitten in Nirgendwo ein militärischer Kontrollpunkt steht. „Alle raus, Kontrolle“ brüllt unser Chauffeur. Wir befolgen seinen Rat drehen aber gleich wieder um, da jeder sein ganzes Gepäck mitbringen muss. Mit roten Augen stehen wir jetzt in einer Reihe auf der schlammigen Straße wie bei einem Erschießungskommando und einer nach dem anderen darf vor zur Schlachtbank, einem Holztisch, zur Gepäckskontrolle, anschließend wieder alles einpacken was der grimmige Typ aus unseren Rucksäcken rausgezogen hat und weiter geht`s . Beim Einsteigen entdecke ich ein ca. 30 cm großes Loch in der Bodenplatte neben dem Schalthebel im Führerhaus, Naturklima für unseren Chauffeur.

Karin hat wieder das Fenster „fest im Griff“, der Knoten mit unseren Beinen ist wieder geknüpft und die Plattfedern erfordern Zähne zusammenbeißen sonst Ausfall.

Grenz -Kontrolle brüllt unser Kutscher ein paar Stunden später, mit seinem einfühlsamen Organ in die Sitzreihen, und wir wissen schon was los ist, wieder in Reih und Glied aufstellen und die Kollegen mit den Camouflage Anzügen wühlen wieder mit ihren Würschtl Fingern in unsere Unterhosen und Socken herum. Einer fragt mich was das ist und deutet auf meine Go Pro Kamera im Unterwassergehäuse, mir liegt schon auf der Zunge „Atomwaffe“, beherrsche mich angesichts meines geografischen Aufenthaltsortes, irgendwo mitten im ärmsten und vielleicht auch korruptesten Land Südamerikas und erkläre Fotoapparat  Activity reif  mit Chinesen Augen und er kann lachen. Diesmal müssen wir ein Touristen-Formular ausfüllen, wobei uns einer der bolivianischen Soldaten behilflich ist, der uns versteht  da er in Deutschland gelebt hat, aber zum Smalltalk sind wir nicht in der Stimmung und weiter geht`s.

Die nette Dame vor uns benützt den Mittelgang als ihr privates Badezimmer und gießt sich Wasser aus einer Flasche über die hohle Birne von wo es auf meine Schuhe rinnt, da ich Frost technisch unvorsichtigerweise meine Füße am Boden ausstrecken musste. Ihre Nachbarin sieht es und beginnt zu lachen beendet ihre Freudenbekundung aber recht schnell als sie meinen Gesichtsausdruck erkennt, woraus eindeutig zu erkennen ist: „Wer Wind sät, wird Sturm ernten“.

Nach einer Lulu Pause bei einer Tankstelle irgendwo in der Wüste erreichen wir endlich Santa Cruz de la Sierra in Bolivien und sind gerädert, ich muss Gewalt anwenden und Karin von ihren umklammerten Fensterriegel befreien, um mit mir aus diesem Martyrium zu türmen.

Dank unserer Euphorie haben wir ja schon in Asuncion gleich für heute einen Anschluss Bus gebucht und suchen jetzt am Busbahnhof  das Büro der Gesellschaft unseres Vertrauens. Wir werden auch fündig und die nette Dame schnappt sich gleich unsere Tickets und geht damit fort, wir stehen da, denken und sagen nichts, und hegen Hoffnung , dass Sie vielleicht nicht mehr zurückkommt und wir in ein Hostal ausschlafen gehen können weil wir keine Tickets haben, aber da kommt sie schon unsere gute Fee, mit unseren Boardingkarten. Zur Plattform Nr. 15 soll unser Bus kommen verrät sie uns noch und verabschiedet sich.

Wieder zur besseren Orientierung die Übersichtskarte unserer bisherigen Reise mit aktuellem Abschnitt und anschließend eine Detailkarte unserer aktuellen Route.

 

Santa Cruz de la Sierra nach La Paz

 

Detailkarte

 

Während wir auf den Bus warten, erkundigen wir uns noch bei 4 verschiedenen Offiziellen um nur nicht unseren Bus zu versäumen und es wird wieder eine Rätselrallye. Plattform 12, 20, 16, 17 kommt noch ins Rennen, dann erkundigen wir uns noch nach der korrekten Uhrzeit, da es keine Uhr am Busbahnhof gibt, und stellen unsere Uhren richtig ein, wieder eine neue Zeitzone.

Bei Plattform 15 rollt dann tatsächlich unsere neue Kutsche ein und die passt wieder und es gibt Decken und Heizung im Luxusliner.

Auch die Straßen werden jetzt wieder besser, so fahren wir an Feldern und Farmen vorbei, allerdings ohne ein einziges Raiffeisen Lagerhaus zu erspähen, Marktlücke liebe „Logaheisla“

Jetzt sieht man auch schon das hohe Gebirge auf das wir zusteuern, ein gewagtes Unternehmen, von Santa Cruz de la Sierra ( 410 Höhenmeter ) direkt nach La Paz ( 3100 – 4200 Höhenmeter ) zu fahren.

Bei einer der Raststellen bekommen wir Koka Tee und Pillen gegen Höhenkrankheit ( die nichts helfen ) auch die Luftfeuchtigkeit von nur 20 % sind wir nicht so gewohnt, und sind froh nach 56 Stunden Busfahrt rund 2100 zurückgelegten km und ca. 3000 überwundenen Höhenmetern  am Busterminal von La Paz anzukommen.

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Kommentar von gaby |

hallo ihr globetrotter, euren mut möchte ich einmal haben(hatte ich auch
in der jugend nicht. auf einen kaffee in der nacht nach salzburg zu fahren
und wieder zurück ins büro das wars auch schon). christian deine mutter
und ich haben das halt schon in reiferen jahren und mit dem flugzeug
gemacht- bequem und auch sehr schön. nichtdestotrotz beneide ich euch
um eure eindrücke und sage danke, daß ihr uns in form eurer berichte
daran teilhaben lässt. gebt gut auf euch acht gaby

Kommentar von eler |

Hallo ihr Beiden
Diese Bussfahrt muß ja so ziemlich das Schlimmste nach eurem Pech in Corfu
gewesen sein. Jetzt hoffen wir beim weiterlesen das jetzt der schönere Teil kommt.