Gibraltar

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Wir nähern uns dem berühmten Felsen

Wir hoffen auf Ampeln und Stoppschilder in der Straße von Gibraltar da hier bestimmt was los ist ! Es ist 2 Uhr früh als wir die ersten beleuchteten Umriße von dem berühmten Felsen erkennen können , und unser AIS zeigt so viele Signale auf einem Haufen  am Plotter wie noch nie zuvor . Die Nebelhörner der dicken Pötte machen es unheimlich und mystisch zwischen den 2 Säulen des Hercules so beschließen wir das Bollwerk erst bei Tageslicht zu runden , erstens weil wir uns hier nicht auskennen und 2. weil wir den Anblick vom letzten Stück Europa genießen wollen , und ändern unseren Kurs auf den vorgelegenen Strandabschnitt auf der spanischen Seite bei La Linea um dort unseren Anker fallen zu laßen . Der Ankerplatz ist zwar ganz offen aber es ist ja kein Wind und auch kein großer Schwell hier , also ab in die Koje und auf’s Aufwachen freuen . 2 motorisierte Schlauchboote meinen noch Kreise um Tweeny fahren zu müßen ,was uns etwas einschüchtert und wir vermuten eine Kontrolle der Guardia Civil , was auf dieser Strecke öfters mal vorkommt und unser Ankerplatz schon sehr „ seltsam“ und abgelegen wirkt  ,  ist aber nicht so und unsere Störefriede   hauen gleich wieder ab und wir sind sowieso übermüdet , also stören sie unseren Schlaf nur kurz .

 

Das Ende unserer Mittelmeerunde

 Am nächsten Morgen erhebt er sich vor uns  „The Rock“ , zuerst  noch in Nebel und Wolken gehüllt , doch dann immer klarer und befreiter , ein stolzer Moment für uns , da hier unsere „Mittelmeereise“ für’s Erste ein Ende hat !!! 2300 Seemeilen in 5 Monaten vom griechischen Pelopones – Malta – Sizilien – Sardinien – Korsika – Menorca – Mallorca – Ibiza – spanische Küste – bis zum „ Point Europe“   )  mit vielen Erlebnissen und Eindrücken , vielen schönen Törns mit Freunden und reichlich Fischen !!   Aber wir haben immer Brotkrümmel  ( Pistazienschalen ) in unser Kielwasser  gestreut um wieder den Weg zurückzufinden ins wunderschöne „Mare Mediterane“ ( Meer im Mittelpunkt der Erde )

Jetzt aber los rund um Punta Europa , noch schnell einen Abstecher zum traditionellen billigen ( weil Zoll und Steuerfreiem ) Volltanken  1Liter Diesel kostet 0,50 € !!!! Dann ab zum Ankerplatz vor der Marina . Das Wasser wird hier schon ganz schön kalt und in der Luft liegt leider reichlich Smog aufgrund des regen Schiffsverkehrs in der „ Straße“ und auch in der großen Bucht aber die Sonne scheint und wir genießen trotzdem das erfrischende Bad im klarem Wasser und gewähren unserem Basilikumstock , der uns seit Kalmata begleitet , ein Seemannsbegräbnis . Da sich bei ihm der Blattnachwuchs ähnlich meinem Haarnachwuchs gestaltet erlösen wir ihn ! Unser Nachbarlieger „Anafi“ oder „Gadafi“ oder wie er auch immer heißt , begrüßt uns und rät unser Dinghi nicht am Strand alleine zu lassen , da sich da sonst ganz schnell die Besitzverhältnisse ändern können und so nützen wir nach langem hin und her fahren in der Marina , und mäßig freundlichen  Marineros ,   den Anleger des ansäßigen Segelklubs und berappen € 5.- pro Tag aus unserer Bordkassa ( was wir in Sardinien noch dankend ablehnen konnten ) für den Dinghi Liegeplatz , aber besser 5 € bezahlt als zurückschwimmen , ist halt so ! 

 

Zu Fuß über die Landebahn nach Gibraltar

 Mit Reisepaß bewaffnet überqueren wir eine der gefährlichsten  Landebahnen der Welt ( da schwitzen die Flugzeug Chauffeure ganz schön ) und rein geht’s nach Brittanien . Wir schlendern so durch die Straßen und freuen uns über die billigen ( wieder weil zoll und steuerbegünstigten ) Whiskey und Gin Preise und stocken gleich die Vorräte auf . Auch Brillen und Elektronik kriegs’t Du hier sehr günstig . Es ist eine eigene kleine Welt hier und wir vermuten , daß das Wetter die Briten hier angelockt hat , weil Wolken und Nebel sind hier praktisch immer irgendwie vorhanden , aber es regnet nicht so oft und wenn meist nur kurz . Für eine Busrundfahrt quatscht uns ein netter Bursche  an und macht weil es schon recht spät ist und seine letzte Tour noch nicht ganz ausverkauft ist einen vernünftigen Preis , so geht’s , mit 4 dunkelhäutigen  wohlbeleibten Hutträgern aus Brasilien und zwei  Mädels aus Ungarn und uns , nach Gewichtsverteilung und Platzzuweisung im  9 Sitzer rauf am Berg ! Unser Führer ist spanischer Brite mit italienischen Wurzeln und genau ist  sein Kommunikationsverhalten , er spricht viel , eigentlich andauernd , erzählt in spanisch und Englisch abwechselnd , sehr interessante Geschichten  und vor allem mit „  an echt guad’n  Schmeh“ , wir lachen sehr viel und sind uns sicher den besten Guide von ganz spanisch italienisch Gibraltar  erwischt zu haben !  Bei den Affen angekommen scheint es so als wäre er mit Ihnen aufgewachsen und kennt jeden beim Namen , er redet auch mit Ihnen und irgendwie hat man das Gefühl sie hören ihm zu , auf jeden Fall hat er einen sehr guten Draht zur Affenkommune . Das Angebot , einen der Jungtiere auf die Schultern oder Hände zu setzen , nehmen wir natürlich gerne an und schon sitzt ein halbwüchsiges Weibchen auf Karin’s Schultern und holt sich ein Leckerli aus dem verschloßenen Handballen , ganz vorsichtig mit ihren zarten kleinen Fingern nimmt Sie sich ihre Belohnung und genießt es im Mittelpunkt zu stehen  , ein tolles Erlebnis und bei dem sonst dort oben herrschenden Andrang und Touri Wahn sicher nicht alltäglich !!  Auch der mit beachtlicher Geschwindigkeit ziehende Nebel entlang der Felswand ist beeindruckend und kalt .  Auf den hier gedrehten James Bond Film angesprochen  sprudelt es gleich wieder nur so raus bei unserem Spaghetti Britten und beim fachsimplen über den Film meint er bezüglich der Szene wo Bond am Schiff bei einer Schönheit mit dem Fallschirm landet  „Wäre ich dort gelandet wäre dort sicher  bei meinem Glück  grad eine „Gay Party“ im Gange gewesen“  !  Adrian hat uns überzeugt , den lustigsten Guide gehabt zu haben , und macht auch noch eine Extrarunde mit uns durch halb Gibraltar . Danke mein Freund es war super ! Wir besuchen in den nächsten Tagen noch den ( wirklich sehenswerten )  botanischen Garten , und gehen den ganzen Felsen noch einmal zu Fuß ab , queren die Hängebrücke , sehen englische Kirchen und das „gibraltarische E Werk“ , genießen den  Flair und laßen kulinarische englische Genüße  links liegen , das liebe Freunde vom Empire , können wir besser  !!

 

Zurück am Ankerplatz

Die permanent hohe Luftfeuchtigkeit beschert uns zum ersten mal Schimmelflecken in verschiedenen Teilen am Schiff ,also alles ausräumen , waschen , putzen , wieder einschlichten . Daß die Guardia Civil mit Ihrem 30 Meter Kreuzer mit Vollgas durch’s Ankerfeld fährt und lacht wenn die Boote schaukeln macht es für uns nicht leichter und wir diagnostizieren die perfekte Eignung zu staatsdienenden Südländern . Eines Nachts ( 3 Uhr früh )unterbricht etwas die sonst so herrliche Stille im Ankerfeld , es sind wieder unsere Schlauchbootfreunde von der ersten Nacht , diesmal ist jedoch ihr Boot voll mit Kisten und Schachteln mit schwarzer Plastikfolie umwickelt und auch das Boot ist in schwarzer Folie verpackt . Sie verstecken sich hinter  Tweeny  und halten sich fest , mit laufendem Motor , quacken laut hin und her und quitieren mein mürrisches „ Wos is los“ ( unser Dinghi schwimmt neben Tweeny und den Banditen  was mir Sorgen macht )  mit  einem süfisanten „Buenas Noches“  und verschwinden zumindest zu einem anderen Bootsversteck , bis aus ihrem Funki wieder der Befehl „Vamos , vamos“ schrillt und ihr Außenborder aufheult mit Kurs Strand wo schon die Mopedlieferanten ungeduldig auf  neue Ware warten!!  Wir wissen nicht was und von wo die Schmuggler ihre Waren haben oder holen , sind es nur Zigaretten und Alkohol aus Gibraltar oder von einem ankernden Frachter  ( wir ankern ja in spanischem Gebiet ) oder vielleicht „Lockermacher“ aus Marokko , oder vielleicht gar ein paar neue EU Mitbürger ??  Wir wissen es nicht und wollen es auch nicht wissen , und sehen auch tunlichst davon  ab unsere bei Tageslicht kreise drehenden Guardia Civil anzufunken , weil sich in dieser Ecke der Welt  der Gedanke aufdrängt ob vielleicht nicht doch ein bisserl von den Uniformträgern mitgenascht wird ?!?! Also ruhig verhalten und Tee trinken sagen ja die Britten !

 

Unsere bisher längste Überfahrt und die Erste im Atlantik

Jeden Tag beobachten wir mindestens 3 Wetterberichte im Internet und halten auch Kontakt mit unseren Freunden von der „Leni“ , die in Portugal ist und den selben Weg wie wir vor hat , aber irgendwie kommt keine superstabile Hochwetterlage , die wir uns zu unserer ersten großen Atlantiküberfahrt wünschen würden . So nehmen wir halt den Kompromiß an und legen ab m it Kurs Madeira  . Ein von den Canaren Richtung Madeira ziehendes Tief liegt mit berechneter Zugbahn weit vor uns und sollte bei prognostizierter Geschwindigkeit von 6 Knoten  kein Problem für uns darstellen , also raus in die Straße 3 Stunden nach Hochwasser Gibraltar . Zuerst geht’s mit achterlicher Strömung zügig dahin ,bei bewölktem Himmel , dann kommt Gegenströmung aber auch Wind von achtern , die Crew der Galgano funkt uns an : Willkommen im Atlantik ,dann Winnie raus , Maschine stopp und …. Max. 4 Knoten bei 12 – 15 Knoten Wind , bis uns das Mittelmeer endgültig ausspuckt in den großen Atlantik hinein in unsere erste Nacht im neuen Meer , ist ja auch nur Wasser trösten wir uns und nehmen Fahrt auf 6Knoten , 7 , 8 ,..  wir surfen teilweise und wollen nicht zu schnell sein um unserem Tief nicht zubegegnen , hilft aber nichts wir surfen und das noch dazu durch’s Verkehrstrennungsgebiet ( das ist dort wo die großen hin und her fahren )! In der zweiten Nacht läßt der Wind etwas nach und wir studieren unseren abgespeicherten aber nicht aktuellen Wetterbericht pinibel , ich glaube wir kennen jeden einzelnen Windpfeil persönlich  , ist der nachlassende Wind schon der Aussetzer vor dem Tief , hat es seine Richtung geändert , in der Mitte drinnen war’s rot ( = zu viel Wind ) ??!! Wäre es jetzt beruhigend einen aktuellen Wetterbericht zu haben !  Wir drehen bei und warten 3 Stunden , was auch 2 andere Boote in unserer Nähe machen . Dann wieder weiter , ein Frachter der in Funknähe ist , bestätigt unseren alten Wetterbericht und rät uns „Be careful“ , danke ,das macht’s nicht leichter. Am nächsten Morgen sieht alles besser aus und wir beobachten Delfine die mit unserer Tweeny spielen , sehen aus der Ferne Wale , und erleben in der Nacht Meeresleuchten – phosphoriszierende Punkte im Wasser  ! Tweeny taucht mit den Bügen in ein Meer von leuchtenden Kugeln ein und teilt diese , ein tolles Erlebnis . Auf Kanal 16 (Notkanal ) am Funk unterhalten sich zwei Franzosen angegergt über Alles mögliche ( wahrscheinlich auch Kochrezepte  ), bis ein Skipper "dazwischen funkt" : "Motherfucker , this is Channel 16" - Funkstille , wir lachen aus ganzem Herzen , lustige Abwechslung bei der tristen Fahrt . Unsere Angeln bleiben im Stall , da wir uns nicht besonders wohl fühlen mit den Bewegungen von unserem neuen „Wasser“ , denn bis jetzt ist die lange Dünungswelle vom Atlantik nur zur steilen kurzen Mittelmeerwelle dazugekommen , hoffentlich ändert sich das bald !!!!  Am 3. Tag haben wir ca. 7 mal unserem Winnie raufgezogen und wieder runtergeholt  wegen Windmangel und die herum Turnerei  am Vorschiff ist für  unser Magenbefinden nicht sehr förderlich , so brauche ich um 10 Uhr abends dringend Schlaf , das merkt man wenn der Körper einem sagt : „Jetzt“ !  Nach 4 Stunden bin ich wieder brauchbar und meine brave Co Skipperin  kann sich jetzt auch schlafstärken .   Nach 117 Stunden sehen wir die ersten Umriße unseres Ziels : Land in Sicht – MADEIRA ……….

 

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