Calimera Griechenland

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Calimera Griechenland

Das nächste Land das wir bereisen und erleben wollen ist Griechenland . Wir klarieren in Korfu ein und entscheiden nach zweimaligem nachfragen , daß wir von Italien kommen und nicht aus Albanien , was alles wesentlich  komplizierter und aufwändiger machen würde . Alle klappt und unsere ersten Gyros und Mezes mit frisch gezapftem Mytos Bier sind ein lang ersehnter  Traum . Hier dominieren englische und zu unserem Leidwesen ( es ist Mitte August und somit Ferragosto ) italienische Farben die Heckpartien der Boote . Wir treffen auch wieder viele nette Känguruhs .  Das alles bestimmt auch das Preisgefälle das sich im Gegensatz zu Albanien zu unserer Bordkassa weniger freundlich verhält .

Wir verlegen uns in eine gut geschützte Bucht am Festland um Tweeny auf Besuch vorzubereiten ( meine Schwester Karin und mein Schwager Hannes kommen auf Besuch ) und putzen und polieren , reparieren und ergänzen ( 2 zusätzliche Ventilatoren m üßen aufs Boot weil die Hitze teilweise unerträglich ist ) . Nach 5 Buchttagen fahren wir zurück nach Korfu in eine Bucht nahe der Altstadt , um unsere Website zu füttern , einzukaufen , und wieder mal Land unter den Beinen zu haben – Menschen  sind ja eigentlich Landbewohner und nicht fürs Wasser geschaffen sonst hätten wir ja Flossen statt Hände und so! )

Am nächsten Tag , bei 38 Grad , Sonnenschein  ungetrübtem Himmel und perfekter Wetterprognose  beschließen wir zum ca. 1,3 km entfernten LIDL Markt zu pilgern um einen Großeinkauf zu starten ( Bier , Vorräte ,…. )

Unsere Freunde Albert und Sheena von der SY Miyagi Moon laden uns für 18 Uhr auf ihr Schiff zum Sundowner ein ,  wir nehmen an und brechen auf . Im Lidl Markt  angekommen ( endlich klimatisiert ) fangen wir an zu hamstern , weil es ist einfach alles sehr günstig und eine große Auswahl vorhanden  ist ( es ist nämlich nicht so einfach ohne Auto einkaufen zu „gehen“ und am Wasser hat leider noch kein „ Hofer Drive in „ eröffnet  - Marktlücke ) !  Wir füllen 2 ( zwei ! ) Einkaufswagen voll und mühen uns damit zur Kassa . Dort ist die einzige Glasfront  nach außen , wegen der starken Sonneneinstrahlung ist alles verdunkelt , und dieser Anblick steckt mir heute noch in den Knochen , weil am  Himmel ist es kohlrabenschwarz und die ersten Äste fliegen am Schaufenster vorbei . Wir laßen sofort alles liegen und stehen und rennen zum Schiff und das über den vorgelagerten Hügel wie bei einem Thriatlon . Autostoppversuche enden negativ , Danke noch einmal ! Als wir am nahegelegenen Park ankommen werden unsere Knie weich , am Ankerplatz ist INFERNO mit 10 Windstärken , mindestens 7 Schiffe sind schon abgetrieben und krachen ständig gegen die gemauerte Hafenpromenade , ich sehe unseren „Ventilator“ ( Windgenerator ) am Mast mit TWEENY unten dran ca. 30-40 Meter vor der bedrohlichen Uferpromenade gegen den übermächtigen Gegner ankämpfen . Ich springe ohne nachzudenken  ins Wasser wo unsere „Minni Tweeny“ ( Dinghi ) mit dem Aussenborder wild gegen die Felsen schlägt , ich befreie es von den beiden anderen „ Opferkandidaten“ davor , starte , bugsiere es über die brechenden Wellen und springe ( alleine , weil es zu gefährlich ist zu zweit obwohl Karin mitfahren will , muß Sie kreidebleich zurückbleiben und kann nur mitzittern und hoffen daß alles gut ausgeht) ,  hinein ,  mit Vollgas ab zu unserem vom Untergang  bedrohtem Traum . Die Fahrt an den vielen Havarien vorbei scheint eine Ewigkeit zu dauern  und dann endlich dort , der nächste Schock . Eine 9 meter lange Segelyacht ,  mit gebrochenem Mast der unter unserem linken Rumpf liegt ,  knallt ständig auf TWEENY s rechten Bug , ein grausames Geräusch , das unsere Tweeny und mich sehr schmerzt  Der Besitzer des anderen Bootes gibt sich mir zu erkennen an der Ufrepromenade und meine Aufforderung auch rauszukommen und zu helfen werden händewinkend abgeschmettert ( zu hohe Wellen oder was ? ).Immer wieder schert die Reling und der Rumpf des griechischen Bootes an unserer Bordwand ,ich weis jetzt muß ich handeln sonst passiert etwas ganz böses und starte unbewußt   den Überlebensmodus und handle jetzt nur noch instinktiv , starte beide Motoren und versuche das fremde Segelboot mit meinen Füßen wegzudrücken – keine Chance es kracht und schert immer wieder – Fender helfen manchmal die zermürbenden Geräusche zu vermeiden , ich schaffe es das Rigg und die Wanten von unserem Vorschiff runterzuschmeißen und irgendwie gelingt es mir nach gefühlten Stunden den Infight zwischen TWEENY und ihrem Sparingspartner  auf die andere Ringseite ( links ) zu verlagern um so meinen Anker aufzuholen und  nach hinten von dem Segelboot wegzudampfen ( keine Ahnung wie tief es dort ist ! ) um dann im nördlichen Teil der Bucht vor dem Yachtclub wieder vor Anker zu gehen , wo ich das Geräusch wenn Metall auf GFK trifft noch immer nicht ganz aus meinem Unterbewustsein  verdrängen kann und berge unser Dinghi das ich samt Anker die ganze Zeit mitgeschleppt habe um es mit ca 100 Liter Wasser im Bauch alleine auf die Plattform raufzuziehen , eigentlich Knochenarbeit , geht aber mit ausreichend Adrenalin im Blut ganz leicht  ! Ein englischer Skipper bringt Karin zu mir aufs Schiff , die alles von der Uferpromenade mitansehen mußte , wir kontrollieren sofort die Bilgen die Gottseidank trocken sind – kein Wassereintritt alles andere ist zum reparieren.   Wir können  jetzt aus relativ gesicherter Position das ganze Massaker beobachten .Die türkische 40m Gulet  „Black Sea“  ( ganz in schwarz gehalten ), fährt mit einer italienischen Stahlyacht mit verhakter Ankerkette wie ein verliebtes Ehepaar raus aufs offene Meer , der italienische Skipper hat ein Dejavu aus „ Fluch der Karibik“ und fürchtet wahrscheinlich daß ihm die Verfluchten von der „Black ( Sea ) Pearl“ in die Shipp Wreck Bay schleppt ,wäre  sicher ein unterhaltsamer Gesichtsausdruck des italienischen  Skippers  ! Überall herum verzweifelte Menschen deren Schiffe an der Promenade zerschellt sind , hunderte Schaulustige ,  die Feuerwehr , Küstenwache und herbeigerufene Schlepper tun ihr bestes aber für viele Schiffe ist hier der  letzte Ankerplatz , grausam aber brutale Realität ! Als sich der Sturm legt kommt der Besitzer des griechischen Segelbootes mit einem Schlauchboot zu  mir an Bord um zu vereinbaren am nächsten Tag zur Hafenpolizei zu fahren um dort alles zu melden , ich willige ein und jetzt als der Streß nachläßt meldet sich auch mein Körper wieder zurück um mir mitzuteilen : „ Du bist weder Sprintläufer ,  noch 150 kg „ Dinghi Stemmer“ , und hast auch keine Oberschenkel wie der Hermann Maier  , die Nerven schlagen sich wie immer  auf meinen Magen , aber wir sind alle wieder vereint Frauli , Herrli und Tweeny  mit Minni Tweeny und stärken uns jetzt mit kalter Bordküche und einem Bier , um anschließend in den Schlafmodus zu gehen , was nicht schwer fällt ! Ach ja unser Einkauf wird uns auch noch nachgebracht den wir noch verstauen müßen ( ein Leichtes im Vergleich zum Rest des Tages ) .

Am nächsten Tag im Hafenamt gehen wir in ein Büro , wo ein ziemlich untersetzter „ Lametaständer“  in weißer Tunica mit hohem Haaransatz am Kopf  dafür mit Schafswolle an den Händen und sonst noch wo ( Naturpullover im August ) , mich zum setzen auffordert . Die Unterhaltung findet zu 98 % in für mich sehr gut verständlichem griechisch statt , ich werde nur gelegentlich in gebrochenem Englisch nach Daten gefragt . Als dann „Alles geklärt“ ist werde ich aufgefordert das Protokoll zu akzeptieren ( in wieder gut leserlicher griechischer Schrift ) ! Jetzt wird’s interessant ! Der nette Christbaum mit Fehenhaar auf den Schultern ( er sagt kein Wort ohne sein Gesetzbuch ) eröffnet mir grinsend , daß meine Schiffspapiere und ICH vorerst hierbleiben müßen , bis alles geklärt ist ! Ich frage und stelle fest  ( mit erhobener Stimme ) „ This is not possible , or am I prissoned now „?? Ja sie sind vorübergehend festgenommen  und es wird gerade ein Verfahren gegen Sie wegen Fahrlässigkeit eingeleitet , aber sie dürfen die Zeit in diesem Raum verbringen  bis zur Entscheidung der Statsanwältin , und müßen nicht in die Zelle nebenan ! Mein Mund wird trocken und mein Blutdruck steigt auf geschätzte 45 bar , was man bestimmt ganz gut an meinen geröteten Augen und meiner  Halsschlagader erkennen kann . Ich versuche mich zu beherrschen und ruhig zu beiben und frage nach einem Rechtsbeistand und der österreichischen Botschaft !  1,5 Std. später  ( meine griechischen Freunde des Unfallgegners oder Partner  sind einstweilen nach Hause gefahren und haben mir noch auf die Schulter geklopft ansichts der Situation , ich glaube sie sind auch nicht sehr glücklich über die Verfahrensweise  ) die ich im beisein der netten Lady der Coast Guard in ihrem Büro ( ca. 20 Quadratmeter , eine Türe  und vergitterte Fenster und einer kleinen Flasche Wasser auf Anfrage ) verbringen durfte  , kommt dann meine Anwältin der Bootschaft – sie unterbreitet mir die Anklageschrift ( in gut leserlichem griechisch ) die ich unterschreiben muß . Sie versucht das Verfahren zu beschleunigen und in der Zwischenzeit übersetzt Sie meine Darstellung der Situation  ( für die ich ja 1,5 Std. Zeit hatte zum niederschreiben ) was für sie nicht sehr leicht ist , da sie am Wasser seekrank wird und somit mit meinen supergscheiten  nautischen Ausdrücken ungefähr genauso viel anfangen kann wie ein Kanarienvogel mit einem Wakebord . Letztendlich klappt’s dann doch und ich unterschreibe wieder einmal blind , aber jetzt mit gutem Gewissen , da mein Beamtenschimmel  ( ohne Ellbogenschoner ) bereits kocht und schäumt weil’s jetzt schon sehr lange dauert und er  meinen Fremdwörtern wie „ Dinghi“ ( englisch für Beiboot ) auch nicht sehr viel abgewinnen kann . Er akzeptiert’s . Ich frage einmal nach der Wetterpronose für heute weil unsere Tweeny ja noch immer  mit Frauli in der selben Bucht liegt , ich werde vertröstet „ wait a little bit „  . Nach ca. einer halben Stunde teilt mir die junge Lady trocken mit  „ Heute ist Wind aus Nordost 4 Windstärken“  Jetzt ist ein pfeiffender Schnellkochtopf ein ruhiges kühles Wässerchen gegen meinen Gemütszustand – ich erhebe mich und unterbreche die angeregte Diskussion um meine „ Freilassung“  mit ebenfalls erregter Stimme : Jetzt gehe ich zu meiner Frau und meinem Schiff um beide in Sicherheit zu bringen , denn falls es dem nautischen Spezialisten mit Hang zu Gold entgangen ist , war der Sturm gestern ein Nordost Sturm  und die Bucht ja offensichtlich sehr ungeeignet dafür ! Nein sie dürfen das Gebäude nicht verlassen und das Schiff  darf auch nicht bewegt werden  ! Dann bringen sie es in eine sichere Position mein Amtsfreund – Er darauf trocken : Wir dürfen auch  nicht ! Die Honnorarkonsulin versucht mich an den Zügeln zu nehmen und zurück in meine Box ( Sessel ) zu bringen , was nur schwer gelingt !  Dann kommt der befreiende Satz : „ Now you are free and it is allowed you to go, but your Boatpapers stay here“  Ich zögere nicht lange und verabschiede mich bei meinem neu gewonnenen Freund per Handschlag ( nicht Faustschlag ) und fahre so schnell als möglich zurück zum Schiff um meiner  Zurückgelaßenen die jetzt schon besorgt ist  ( nach ca. 8 Std. ) alles zu erzählen und unser Boot in Sicherheit zu bringen ! Beim Verholen in  die geschützte Marina Gouvia bläst uns der Nordostwind mit ca. 20 Knoten entgegen  und meine Wünsche an unseren Amtsträger sind jetzt nicht mehr jugendfrei .

Endlich in Sicherheit und 3 Bier später frage ich meine Skipperin ob sie mit einem Ex Sträfling zum  Abendessen geht , sie bejaht , und mein Gemütsleben ist wieder in Ordnung !

Am nächsten Tag wandere ich mit einem Seegängigkeitsgutachten  ( um € 450 ) und neuem Mut zurück zu meinem Peiniger um meine Bootspapiere abzuholen !  Der heutige Coast Guard Officer , der in etwa die Statur eines Hercules hat und auch die Stimmlage  ( Gott sei Dank ohne Schwert und Bärenfell ) ist schon viel netter , auch ich erhebe meine Stimme jetzt nicht mehr , angesichts des Erscheinungsbildes meines Gegenüber . Still denke ich : Endlich ein würdiger Gegner ! Nach unzähligen Telefonaten mit : Botschaft , Honorarkonsul , Lloyd’s Register , Sachverständigen , … Fax schicken , Mehl’s verschicken und den Mund wundreden schaffen wir es gemeinsam meine Papiere wieder zu bekommen !

Zurück am Boot diskutieren meine Co Skipperin und ich , was haben wir falsch gemacht und was würden wir beim nächsten mal anders machen , und was lernen wir daraus ? Wir sind uns einig keinen Fehler gemacht zu haben , es genauso wieder zu machen  , und erkennen zu müßen daß man die Natur weder berechnen noch beeinflußen kann , solche Ereigniße passieren und kein Wetterbericht hat es und kann es prophezeien ! Die einzige Lehre die wir daraus ziehen können ist vielleicht beim nächsten mal den Bootsnachbarn die Tel Nr. in die Hand zu drücken um ev. eine Warnung durchzugeben um vielleicht wertvolle und wichtige Minuten zu gewinnen !

Keine Angst liebe Lesergemeinde wir machen weiter und freuen uns schon auf neue Abenteuer !

 

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Kommentar von Peter |

Christian du Seerowdy. Hoffentlich war es am Hafenamt klimatiesiert um Deinen Blutdruck und um die Kopfrötung zu senken. Kopf hoch, das Abenteuer geht weiter.
Liebe Grüße

Kommentar von Karin Wimmer (Schwester) |

ich bin stolz, sooo einen mutigen, tapferen und unerschrockenen Bruder zu haben. Die Götter waren auf eurer Seite.

Kommentar von Franz und Petra |

Hallo ihr Piraten,
Mein, was für Abenteuer schon am Beginn eurer langen Reise.
Wie ist denn alles weiter gegangen und was ist mit eurem Boot?
Wir schicken euch Grüsse von der wundervoll zu besegelden Insel Kreta. Dieses Jahr werden wir uns wohl nicht mehr sehen, aber hoffentlich im nächsten Jahr.

Die Crew der labellabarca

Kommentar von Eler |

UM HIMMELS WILLEN

Gott sei dank habt ihr beide (hoffentlich) alles wenigstens gesundheitlich gut überstanden?
Dank Christians Einsatz und dem Jamboanker dürfte sich alles gerade einmal um ein oder zwei Minuten "Positiv" (bez.Schiffsverlust)ausgegangen sein.
Ist viel am Boot kaputt? Hoffe nicht und ihr könnt es selbst mit WENIG Geld reparieren.
Hoffentlich habt Ihr damit den den größten Teil von möglichen Problemen schon abgearbeitet und Könnt den restlichen Teil des Jahres genießen.

Liebe Grüße und immer eine handbreit Wasser unterm Kiel-Schraube
senden euch die" Internetzfaulen" Eler`s