Brasilien Rio de Janeiro

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Hallo liebe Freunde und Leser!

Wir sind wieder zurück auf unserer Tweeny . Seit unserem letzten Eintrag ist ja schon einige Zeit vergangen und wir haben auch einiges erlebt. Wir hatten eine Menge am Schiff zu tun, da während unserer Abwesenheit hier in franz. Guyana Regenzeit war und die permanente extreme Luftfeuchtigkeit natürlich seine Spuren auf und in Tweeny hinterlassen hat, trotzdem wir Alles vor unserer Abreise in Vakuumsäcke eingeschweißt haben. Also Alles aber wirklich Alles ausräumen und Komplettputz ist angesagt, unsere Waschmaschine ist unbezahlbar und spart uns viel Geld, denn Sie läuft rund um die Uhr (jetzt scheint wieder viel mehr Sonne und somit haben wir auch wieder genug Strom). 5 Wochen hat`s gebraucht aber jetzt ist Tweeny wieder tip top top, und wir erledigt.

Ein paar tausend Fotos wollen aussortiert werden aber  unser Laptop versagt den Dienst. Leider sind die beiden neuen Geräte, die uns unser Freund Gerd aus München geschenkt hat, noch mal herzlichen Dank lieber Gerd, wieder zurück zum Absender geschickt worden weil DHL keine Baterien verschickt oder so, wurde uns erklärt.  Die Tastatur funktioniert teilweise nicht ( vor allem kein A was aber ganz praktisch wäre, da unser Paßwort zum entsperren des Computers „charly“ lautet und „chorly“ oder „cherly“ nicht akzeptiert wird ) und unsere Internetempfangsantenne weigert sich ebenfalls uns mit dem world wide web zu verbinden, der interne Wifi Port ist schon seit den Canaren deaktiviert weil er einen Wurm am Computer verbreitet und einen schwarzen Bildschirm produziert was uns nicht besonders amüsiert. Wir bekommen mit Glück eine externe Tastatur mit amerikanischem Schriftbild ( da die französischen noch mehr verdreht sind  ) und auch ein externer Wifi Stick lässt sich organisieren und auch installieren dank David`s Hilfe ( Marinabetreiber und Computerfachmann). Der USB Verteiler macht auch noch was er will und so wird es teilweise mühsam mit an und ausstecken von verschiedenen Sticks und Festplatten aber ich beherrsche mich und unser bestes Stück bekommt kein Flussbad!  Die Tastatur bekommt ein Europa  Refit mit aufgeklebten pinkfarbenen Post it Streifen um die Zeichen verwendbar zu machen.

Nach 6 Wochen Backpacking in Südamerika (Brasilien, Argentinien, Paraguay, Bolivien, Peru ) hatten wir schon Sehnsucht nach unserem Zu Hause, da es auch sehr anstrengend ist so eine Reise komplett selbst zu organisieren und zu planen, immer nur ein paar Tage am selben Fleck zu sein, immer ein anderes Hostel zu bewohnen, wenn man sich einmal zurechtgefunden hat und sich ein Bisschen auskennt, muss man sich schon um den nächsten Aufenthalt im nächsten Ort oder gar im nächsten Land kümmern, Busverbindungen, andere Sprachen, anderes Geld,  andere Zeitzonen, andere Klimazonen ( insgesamt 3 Zeitzonen, von Meeresniveau bis über 4400 Höhenmeter und zwischen 0 – 35 Grad !)  Alles  inklusive 17kg. Marschgepäck. Ohne Internet wäre das Alles um ein Vielfaches schwieriger oder gar nicht zu bewältigen, ist aber nahezu überall in guter Qualität verfügbar.  Naturgemäß zehrt das an den Kräften, hat aber die großen Vorteile mit Land und Leuten authentisch und hautnah, echt  in Kontakt zu kommen und vor allem flexibel in der Zeitgestaltung zu sein, so ist 1 oder 2 Tage Regen oder Schlechtwetter kein Problem, nein auch oft willkommen um auszuruhen und seine Wehwehchen auszukurieren. Wir haben sehr viele junge Leute aus der ganzen Welt getroffen und kennengelernt und sind mit einigen ein Stück des Weges gegangen, es ist wie eine große Community und es zählt nicht von wo Du kommst oder welche Hautfarbe Du hast und auch nicht wie alt du bist ( was uns sehr entgegenkommt ) sondern nur deine menschliche Seite, finden wir super. Wenn man sich sympatisch ist geht man einfach ein paar Wochen oder sogar Monate gemeinsam, bewohnt Hostal Zimmer und irgendwann geht jeder seinen Weg, Jungs mit Mädels, Mädels mit Mädels oder Jungs mit Jungs, alles ohne Vorurteile und  ohne Zwang. Mein Frauli will nicht, dass ich mit den oft sehr hübschen, jungen Mädels weitergehe, ohne Zwang und so..!

 

Aber jetzt genug davon unsere Reise geht los.

Unser Weg führt uns über den Maroni River nach Surinam von dort mit dem Taxi nach Paramaribo, mit dem Flugzeug nach Belem

 

 Zur besseren Orientierung zuerst eine Übersichtskarte unserer Reise mit aktuellem Abschnitt und anschließend eine Detailkarte unserer aktuellen Route

 

Detailkarte

Unser Taxifahrer Stanley denkt anscheinend , dass wir es eilig haben sonst können wir uns seinen Fahrstil nicht erklären, kleine GP Einlage aber Alles geht gut und wir werden plangemäß in Paramaribo ausgesetzt, leider nicht direkt an der Waterkant und so sehen wir auch ein paar nicht so nette Details wie Obdachlose, auf unserem Weg durch die Stadt , das ist so in Großstädten, aber wir werden nicht angepöbelt. Bei einem kühlen Bier zur Stärkung trauen wir unseren Augen nicht, auf der anderen Straßenseite spazieren Anne und Peter, die wir auf den Kap Verden nur kurz kennenlernen durften, da sie bereits in Aufbruchstimmung waren. Ich laufe Ihnen nach und schon sitzen wir gemeinsam bei „Djogo“ (1 Liter Bierflasche) und Snacks und verbringen einen feucht fröhlichen Nachmittag gemeinsam. Die beiden liegen mit Ihrem Schiff in der Marina Waterland und haben für die Zeit hier ein Auto gemietet und bieten an uns zum Flughafen zu bringen aber vorher noch auf ein „Djogo“ (das 3. oder 4. oder so ) auf ihr Schiff ( eine Hallberg Rassy 64 , tolles Schiff ).

 Am Flughafen verabschieden wir uns herzlich und wissen, dass wir uns sicher nicht zum letzten mal gesehen haben!

Ein junger Mann kommt uns mit ernster Miene entgegen und schockt uns mit den Worten „ You are to late“!!! Die Wirkung der „Djogo`s“ lässt schlagartig nach und wir suchen blitzartig unsere Flugtickets heraus wo eindeutig steht: Abflug 00:30, jetzt ist es aber erst 22:30 erklären wir verunsichert. „The Plane to Amsterdam is already boarded, you are to late“ ist unser neu gewonnener Freund überzeugt, ja aber wir wollen ja nicht nach Amsterdam sondern nach Belem-Brasilien „ach so, ja da habt Ihr noch genug Zeit“ . Erleichterung und aus Sorgenfalten werden wieder Lachfalten, wir laden den netten Kerl ein, mit uns die Wirkung unserer „Djogo`s“ zu reaktivieren und verlassen den Imbiss rechtzeitig um nicht zu spät zum „Check in“ für unseren Flug zu kommen. Wir legen nach gelernter Manier Alle Papiere schön sortiert auf den Tresen, unsere Reisepässe die Impfpässe und unsere ausgedruckten Flugtickets, der nette dunkle Herr auf der anderen Seite nimmt Alles freundlich an und beginnt auf seiner Tastatur zu werken, fragt seine Sitznachbarin, tippt weiter und irgendwie verrät uns unser Gefühl : „Da stimmt was nicht“ , Karin spricht es aus und schon reicht uns der nette Herr unser gesammelten Werke zurück, mit den Worten „You Guys need a Visa“!! Trotz der auf „Alles erfrieren“ eingestellten Klimaanlage werden unsere Köpfe rot und wir zeigen unsere Visa in den Reisepässen. „Aber die sind nur für Surinam gültig und nicht für Brasilien“ wird uns mit einer lebensbejahenden Fröhlichkeit erklärt, ohne die Fassung zu verlieren ( ich neige gelegentlich dazu bei solchen „Vollpfosten“ ) gebe ich zu verstehen, dass wir extra bei der Buchung danach gefragt haben und uns ganz klar versichert wurde, „You Guys need NO Visa“ jetzt ist er wieder am Zug und gibt uns das Stichwort „AUSTRALIAN Citizens must have a Visa for Brasil“ Ich kann nicht so schnell reagieren, da pfaucht Karin mit gefährlich geröteten und flachgezogenen Augen, wie bei einem Fendrich Konzert am Rathausplatz, über den schmuddeligen Holztresen “ We are from AUSTRIA, Vienna, Mozart, Schwarzenegger, Leberkäs, Käsegreiner,  du ……..“ und ich will nicht wissen was Sie sonst noch gesagt hätte wenn ich ihr nicht auf die Zehen gestiegen wäre! Dummerweise ist im Computer AUT für Austria und Australia gleich vorgesehen wird uns gesagt und entschuldigt, den Einwand, dass auf unseren Pässen auch Österreich steht werfe ich aus Friedensgründen nicht mehr in die Schlacht.  Adrenalin soll ja ganz gut sein für uns Zootiere aber für heute ist genug, die Klimaanlage mit Eiswürfelcharakter lässt aus unsere Stimmbändern wieder zu Eiszapfen mutieren , wir boarden so schnell es geht und ab nach Belem.

Um 5 Uhr früh steigen wir unausgeschlafen in Belem aus und holen unser Gepäck ab. Wir wollen versuchen unser großes Gepäck schon frühzeitig einzuchecken da wir es nicht den ganzen Tag mitschleppen wollen und unser Anschlussflug erst um 17 Uhr fliegt. So versuchen wir unser Glück bei einem offenen Schalter der GOL Airlines und die nette Dame nimmt unsere Flugtickets und beginnt……was wohl…..wieder vertieft in den Bildschirm zu blicken immer mit einem Lächeln am Gesicht. Noch bevor bei uns wieder die Alarmglocken schrillen erklärt uns die nette Dame, dass Sie für uns einen früheren Flug hätte, der sogar ohne Umsteigen und Zwischenlandung also direkt und somit viel schneller ist!! Wir schauen uns ungläubig an und warten auf das „Aber“ oder das „Visa“ (diesmal auf die Karte bezogen), aber nichts dergleichen kommt und wir  sind schon mittendrin im Einchecken, das macht Spaß, super, wir kontaktieren noch Heinz aus Rio, dass er uns schon früher vom Flughafen abholen kann ( wobei uns wiederum die netten Ladies von der Flughafeninfo sehr behilflich sind ) und dann geht`los – Rio de Janeiro – Samba – Copacabana – Silikonbrüste….

Hier wieder eine Übersichtskarte unserer bisherigen Reise und der aktuellen Route

Alles klappt gut und auch Heinz ist pünktlich ( weil er ist ja  Deutscher ) am Flughafen, rein ins Taxi und ab in unsere „Favella“, ja das haben wir gebucht auf AIRBNB.

Wir bringen unsere Rucksäcke schnell ins Quartier und gehen gleich mit Heinz in „die“ Favella – Bar, essen Pizza, trinken Itaipawa Bier ( guat gschmackig ) aus Literflaschen (wieder einmal) und lernen 2 deutsche Mädels kennen - Patrizia ( Stewardes bei Lufthansa)  und Nicole ihre Flugbegleiterin. Die Kombination aus Austro-Deutscher Freundschaft mit günstigen brasilianischen Favella Bar Preisen ( Caipirinha € 2 ) macht ein lustiges Panoptikum aus unserem Zusammentreffen, zumindest für die anwesenden Brasilianer.

Unser erster Tag in Rio beginnt mit Erkundung : Frühstück vom Bäcker in der Favella holen ( zu Preisen wie vor 20 Jahren) im Supermarkt einkaufen ( Filetsteak 8€ pro kg ) und das Bier holen wir immer frisch von „Didi`s Bar“ weil`s das gleiche kostet wie beim Supermarkt und man vielleicht ja einen klitzekleinen Caipi dazwischen einbauen kann. Rahmenbedingungen passen schon mal.

 

Dann ein entspannter neugieriger Spaziergang entlang der Copacabana, dem Strandabschnitt wo dich alle warnen, halte deine Geldbörse fest, sonst ist die weg! O.K. wir tun`s und plötzlich spricht mich ein Schuhputzer von hinten an und deutet auf meine Turnschuhe, die voll mit gelbbrauner Masse sind, er deutet auf den Himmel sagt dass ein Vogel mich angeschissen hätte aber kein Problem und er kniet schon vor mir mit seiner mobilen Werkstatt und versucht mit einer groben Schuhbürste meine Stoffschuhe zu säubern , der einzige sichtbare Erfolg ist dass sie nass sind. Irgendwie kommt mir das ganze komisch vor, auch der Geruch nach Hot Dog Senf, den ich zunächst dem ungepflegten abgeraumelten Typen zuordne, lässt mich nicht los. Bis ich begreife, dass er mir Senf auf die Schuhe gespritzt hat um diese anschließend in zufälliger Anwesenheit gleich kostenpflichtig zu versorgen, verlangt dieser übel riechende  Nichtsnutz von mir 30 Real ( = ca. 8€ ), er bekommt 10 und einen verachtenden Blick von mir, und macht sich meckernd aus dem Staub, während mein Zorn ihm beim Sch….. wie ein Blitz treffen soll.

Jetzt hilft nur ein großes Itaipana um unsere Stimmung wieder zu heben, also in die nächste Beachbar , Bier bestellt, Schuhe in der Stranddusche gewaschen scheint Alles wieder gut zu sein, doch permanent kommt irgendein anderer bunter Vogel zum Tisch und will uns alles Mögliche und unmögliche verkaufen, mit der Taktik zum Tisch zu kommen und eiskalt laut und unhöflich unsere Unterhaltung zu (zer)stören, meine Miene wird immer grimmiger und dem Barpächter ist es scheißegal ob wir uns gestört fühlen oder nicht. Ich hole meine Schuhe vom Strand, fülle einen Kilo Sand , der auf meinen Füßen klebt in selbige und wir verziehen uns in Didi`s Bar, dort bietet man uns vielleicht Marihuana oder ähnliches an, aber dezenter.

Am nächsten Tag machen wir uns mit einer Fragenliste auf den Weg zum Info Point direkt am Strand um unsere nächsten Tage zu organisieren, als ich im Augenwinkel einen alten Bekannten erkenne, und ich täusche mich nicht, es ist unser Senf Freund, der anscheinend noch nicht genug hat. Ich gehe lautstark auf ihn zu und spreche in einem Ton, der sagen wir einmal einen bemerkenswerten Mangel an Etikette hervorbringt, unser stinkender Freund allerdings kommt schnurgerade auf mich zu, was mich dann doch zum Rückzug veranlasst, und als er an uns vorbeigeht bin ich so auf seine Hände und Kopf fixiert ( man weiß ja nie ), dass ich nicht bemerke wie er sich wieder etwas Ballast entledigt und meine frisch getrockneten Latschen noch einmal mit Estragon besudelt ! Die nebenstehenden Taxifahrer rufen sofort einen Tourist- Police Man, der verwegene Senfvertreter ist allerdings schon weg. Eigentlich zum Lachen wenn`s nicht so traurig wär`.

Am Abend sitzen wir bei Heinz unserem Vermieter und feiern mit seiner Frau Marlie, Enkeltochter Lily (eine liebe kleine Hexe ) und einigen Brasilianern seinen Geburtstag, ein echt netter Abend und manche der Jungs sprechen auch englisch, außer Nelson Mandela ( Spitzname) der redet und redet auf Portugiesisch und macht immer Spaß, alle lachen und ich glaube Nelson hat in seinem bisherigen Leben schon ein Bisschen zu viel von dem weißen Pulver inhaliert, das man hier überall bekommt, und ein paar Windungen arbeiten nicht mehr so ganz einwandfrei, aber er ist sehr nett und lustig.

Die 2 Hexen im Haus

 

Anschließend suchen wir uns noch ein gutes Fußballmatch aus, das wir in den nächsten Tagen sehen wollen und finden sogar ein internationales Spiel Copa Libertadores ( wie Championsleague in Europa ) Botafogo( Brasilien ) gegen Athletico Nacional ( Columbien). Der Eintritt kostet uns ca. 15 € pro Person, da könnten sich einige Vereine bei uns was abschauen mit der Preisgestaltung.

 

 

Heinz und Lilly begleiten uns zu dem Spiel und fast hätte ich die Eintrittskarten am Tisch zu Hause   liegen lassen, nein ich habe sie vergessen, aber noch rechtzeitig bemerkt, zwar schon unten vom Berg, doch was man nicht im Kopf hat, das hat man in der Geldbörse,weil dafür gibt`s ja die Mototaxis, die einem um 1 € rauf oder runterbringen. Wehrmutstropfen dabei ist die Helmpflicht, was bedeutet dass man die vom Fahrer angebotene Laussammelstelle  auch wirklich aufsetzen muss, ausnahmslos jeder, drum gehe ich gern zu Fuß, soll ja sehr gesund sein!  Schon in der Metro am Weg zum Stadion kann man die Stimmung spühren und hören. Alles ist schwarz-weiß, den Vereinsfarben von Botafogo, wie in der Südstadt bei Admira, nur ein bisserl mehr Zuschauer (ca. 30.000). Die erste Halbzeit ist ein hin und her, keine der beiden Mannschaften will etwas riskieren, denn es ist ein Entscheidungsspiel, doch in der 2. Halbzeit geht die Heimmannschaft in Führung und das Stadion beginnt zu kochen und brodeln, jetzt ist der Bär los,  Gänsehautstimmung kommt auf.  Nach 90 Minuten zittern  ist alles klar, Botafogo steigt auf.  Die Metro muss über eine Stunde stehen bleiben, weil sie sonst aus den Schienen springen würde, so wird getanzt, gesprungen und gefeiert, auch wir Bleichgesichter dürfen mitfeiern weil der „Man of the Game“, wie wir  auch blond ist und wir den Brasilianern Glück gebracht haben. Man kann nur erahnen was hier los war während der Fußball WM und welche Bedeutung Fußball für ein so armes Land hat. Sicher ein Highlight unserer Reise .

Weiter unten findet Ihr eine kurze Hörprobe !

Das Frühstück am nächsten Morgen verzögert sich etwas, da am Weg zum Bäcker zwei rivalisierende Drogenbanden eine Schießerei ( aber nicht nur Peng….Peng  sondern automatisches PengPengPeng,…)  veranstalten, das ist aber normal in der Favella, auch dass die jungen Burschen mit Pistolen in den Händen herumlaufen und als Drogenkuriere Lieferungen abgeben und abholen gehört zum Alltag , auch die begehrten Mototaxis ( Motorräder), die einen um wenig Geld den steilen Weg nach oben bringen, machen dann Zwangspause und ein paar Minuten später geht das Leben wieder ganz normal weiter !

 Einmal stand ein Bursche bewaffnet wie John Wayne mit zwei Pistolen in der Hand vor unserem Eingangstor, grüßte Karin recht freundlich „ Buenas Noches“ und ging weiter, da war selbst die Friseurin einmal stumm, vielleicht auch für mich ein Hilfsmittel !?

 Die strategisch gute Hanglage mit dem großen Wald oberhalb der Siedlung macht es zu begehrtem Gebiet, da hilft auch nicht die Polizeistation direkt unter unserem Apartment.  Ab und zu kommt dann die Spezial Einheit und „sichert“ die Gegend wieder, die kommen aber dann gleich mit richtig  schwerem Gerät und viele davon. Als eines Abends dann direkt auf der Straße unter unserer Terrasse , die nur 3-4 Meter erhöht liegt,  jedoch eine betonierte Abgrenzung hat,  geschossen wird, gehen wir vorsichtshalber mal in Deckung, man weiß ja nie, ein Querschlägeroder so. Das ist uns dann auch ein bisserl zu viel. Die enorme Korruption in Brasilien ist so verflochten und undurchsichtig dass niemand weiß wer am Drogenhandel mitverdient, wir glauben Alle hier sind korrupt und wahren nur den Schein etwas gegen die Drogen zu unternehmen, das Geschäft scheint einfach zu lukrativ zu sein. Umgekehrt ist man in der Favella vor Diebstahl oder ähnlichem sehr sicher, da wird nicht geklaut, wie ein Ehrenkodex.

Ausblick von unserer Festung

 

 

Der Zorn der vor Allem jungen Bevölkerung entlädt sich dann bei Demonstrationen wo auch die Polizei mit furchteinflößendem Equipment anrückt, und auch benützt, ohne große Rücksicht auf Verluste. Zu viele Leute und Diebe leben auf der Straße und schlafen am Strand unter Bäumen wo ein paar Meter daneben im feinen Lokal gespeist wird. Die Eingänge und Fenster der umliegenden Villen, Häuser und auch Apartmenthäuser sind vergittert und gesichert. Man sieht überhaupt sehr viel Gitter und Stacheldraht, wenn man auch diese Seite von Rio sehen will. Das ist die weniger schöne Seite, wie sie jede Großstadtmetropole hat, manche mehr und manche weniger.

Nach 2 Tagen Zwangspause, Karin`s Knie spielt verrückt und ich habe Migräne artiges Kopfweh, was ich zuerst mädchenhaft finde, dann aber nicht mehr so ganz, besuchen wir das alte Fort am Ende der Copacabana mit toller Natur, Regenwald, und toller Aussicht auf die Copacabana – den Surfhotspot bei Ipanema mit seinen brechenden Atlantikwellen und sind froh nicht ins kalte Wasser zu müssen, wir sind eben andere Temperaturen gewöhnt, und beobachten bei gutem Bier,  das Strandleben wo überall irgendwas mit einem Ball gespielt wird.

 Flanieren am Hippiemarkt, wo wir typisch brasilianische Speisen in kleinen Buden mit einfachen Hockern zu vernünftigen Preisen probieren können, und treffen eine deutsche Alt Hippie Lady so um die 80 herum und sie sagt uns, dass die Frau neben ihr, ihre Mutter ist! Sie ist 104 Jahre alt, schläft meistens und wenn sie wach wird isst sie dauernd. Sie brüllt ihr ins Ohr und Mama wacht auf, sagt Hallo, nimmt ein Stück vom Kuchen , verspeist ihn und beginnt wieder zu schnarchen, wie im Kabarett, echt lustig !

 

 Das altehrwürdige Maracana Stadion ist leider für Besichtigungen geschlossen, wegen finanzieller Streitigkeiten zwischen Betreiber und Stadt, und angeblich auch Baufälligkeiten, was sehr schade ist, da der Besuch ein unvergessliches Erlebnis gewesen wäre und wegen wieder typischer Misswirtschaft uns Vorenthalten wird, das ärgert uns !

 

Wir wandern durch den botanischen Garten, der eine Ahnung davon gibt, was alles in Brasilien wächst, wir besuchen mit der alten gelben Tram das Künstlerviertel Santa Theresa mit den Treppen, die ein Künstler mit verschiedensten Fliesen aus aller Welt, zu einer sehenswerten Attraktion gemacht hat, bewundern  die bunten Bilder an den Hauswänden, genießen das Flair der umliegenden Cafe`s und Restaurants und besuchen das Theatro Municipal in Down Town. Am riesigen Marktgelände kaufen wir noch  echt falsche Ray Ben Sonnenbrillen im Familienpack als Vorrat für die Karibik.

 Auf den Straßen von Rio und in ganz Brasilien dominiert eine Fahrzeugmarke. VW ist hier mit einem großen Werk vertreten und hat einen riesigen Marktanteil bei LKW, Kommunalfahrzeugen und Bussen, die wir in Europa gar nicht kennen, auch die begehrten Bullis werden hier offensichtlich noch immer gebaut sogar im modernen Retrostil.

 Bei der Free Walking Tour erfahren wir dass der Schriftzug in der brasilianischen Fahne „Ordem Progresso“ bedeutet, nämlich  Ordnung und Fortschritt, wovon wir leider nicht immer überzeugt sind. 

Das Wahrzeichen Rio`s

Die Fahrt mit der Seilbahn auf den Zuckerhut birgt nicht nur einen fantastischen Ausblick über ganz Rio , nein es ist auch ein weiterer Drehort eines James Bondfilms in unserer Sammlung, den wir sehen dürfen. „Moonraker in geheimer Mission“ wurde hier gedreht, der berühmte „Beißer“ kämpft mit 007 auf einer der Gondeln und endet in der Talstation im Chaos. Wären wir in Kitzbühel würde eine Gondel jetzt 007 oder „Beißer“ heißen.  Absolut cooler Set mit Ausblick von oben  auf die einmalige Lage und wunderschöne Küstenlinie von ganz San Sebastiano Rio de Janeiro, wie es korrekt  heißt.

Das letzte Highlight das wir besuchen dürfen erreichen wir mit einer Zahnradbahn die durch einen Regenwald Dschungel hinauf auf den Corcovado führt zum weltbekannten „Christo Redentor“ der Christusstatue, die Ihre Hände über Rio ausbreitet, denn Jesus war bestimmt Brasilianer sind die Cariochas ( Einwohner Rio`s) überzeugt. Wahrscheinlich der schönste Ausblick auf eine Stadt am Meer, den wir bisher gesehen haben, einfach wow !

Was bleibt abschließend zu sagen über unseren Besuch in Rio ? Als erstes können wir feststellen, dass Rio auf eigenem Kiel sicher ein tolles Erlebnis wäre , der Ankerplatz unterhalb des Zuckerhut ist super geschützt und auch ziemlich sicher, sonst hat es uns Rio zeitweise sehr schwer gemacht es in unser Herz zu schließen, die Kriminalität, die allgegenwärtige Korruption, die vielen, vielen zwielichtigen Typen, die das Ortsbild außerhalb der Touristpoints mitsamt der fehlenden Müllpolitik sehr stark negativ prägen, all das hinterläßt leider einen negativen  Eindruck aber die positiven Seiten sollen überwiegen wie die netten Brasilianer die wir auch getroffen haben, das unvergessliche  Fussballmatch im Land des Fussballs,  unseren tollen Gastgeber Heinz mit seinen Kumpels  und die tolle Natur und Lage von Rio am Meer. Davon waren wir begeistert während unseres Rio Trips!  

Fussballmatch in Rio de Janeiro

Diashow Rio de Janeiro

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Kommentar von Stika Peter |

Muss wirklich ein tolles Erlebnis in Rio gewesen sein, sehr schöne Fotos.

Kommentar von eler |

Hallo ihr Beiden!
Ihr habt von Rio einiges mehr gesehen als wir,dafür war bei unserem Aufenthalt das Stadion noch zu besichtigen.In den Favellas zu wohnen war ganz schön mutig .Wir haben in dem Hotel gewohnt welches am Anfang der Diashow zu sehen ist und uns Schwarzköpfen wurde verboten in Richtung Berg zu gehen.Dafür hat mir als Gag auf der Copacabana ein Friseur meine Kamara geklaut und sie mir eine Stunde später wiedergegeben ich war fix und fertig.Trotzdem war das Sicherheitsgefühl in der Gruppe grösser.
Freuen uns schon auf die weiteren Beiträge L.G. eler